Thüringer Allgemeine vom 1.02.2007

Gelände von Topf &Söhne verkauft


Viel Geld nötig: Altlasten-Sanierung, Wohnungsbau und ein Gedenkort an der Rudolstädter Straße

Die riesige Industriebrache an der Rudolstädter Straße hat einen neuen Besitzer. Eine Bauträgergesellschaft aus Mühlhausen erwarb das Gelände, auf dem auch das einstige Verwaltungsgebäude von Topf&Söhne steht.

Ich habe es letzte Woche gekauft, bestätigt Helmut Golla, Geschäftsführer der Domicil Hausbau GmH und Co KG mit Sitz in Mühlhausen gegenüber TA. Seine Firma sei eine Bauträgergesellschaft im Wohnungsbau. Aber es gehört mir erst, wenn es in den Grundstücksämtern umgeschrieben ist. Das kann noch ein Vierteljahr dauern. Von Wohnungsbau auf dem mehrere Fußballfelder großen Gelände ist die Rede. Noch sind keinerlei Planungen gelaufen, betont der Geschäftsführer. Er werde alles sehr ruhig angehen. Er wisse sowohl um das traurige Kapitel und die geschichtlichen Dimensionen des von ihm erworbenen Grundstücks als auch um die Pläne, im einstigen Verwaltungsgebäude der Firma Topf& Söhne einen Gedenkort zu errichten. Es sei ihm ebenfalls bekannt, dass ein Teil der Brache von jungen Leuten besetzt sei. Ich habe schon mit mehreren von ihnen gesprochen, weitere Treffen sind geplant, sagt er. Ich will sie nicht rausschmeißen. Wir überlegen einen Weg. Auch mit der Denkmalpflege werde er Kontakt aufnehmen, schließlich stehe das einstige Verwaltungsgebäude unter Denkmalschutz.

Der Käufer weiß, dass er sehr viel Geld in die Hand nehmen muss, kommentiert Stadtkämmerin Karola Pablich den Besitzerwechsel. Sie wünscht sich, dass der Verkauf zügig rechtlich festgezurrt wird. Natürlich sei die Stadt froh, wenn sich auf dem Gelände endlich etwas tue. Der Kaufvertrag sei unterschrieben und man freue sich über die Bereitschaft, das einstige Verwaltungsgebäude zu sanieren, damit die Stadt hier einen Gedenkort unterbringen kann. Die Rede sei von oberen Etagen des Hauses mit Blick nach Buchenwald ( dort, wo früher die Konstrukteure der Firma Topf & Söhne saßen, die die Öfen für Vernichtungslager konstruierten.

Auf der großen Brache müssten zuerst zahllose Altlasten beseitigt werden, so die Kämmerin. Das kann viele Monate dauern, sagt sie beruhigend in Richtung Hausbesetzer. Sie vermute, der Käufer beginne mit der Sanierung des Verwaltungstrakts, denn hier seien unter Denkmalschutz-Gesichtspunkten Abschreibungen möglich. Es seien Abstimmungen mit der Bauverwaltung und viele andere Termine nötig, niemand müsse in Panik verfallen.

Die Zeit der Gespräche betrifft wohl auch die Kulturdirektion, in der die inhaltlichen Fäden für einen künftigen Geschichtsort zusammenlaufen. Und den Förderkreis. Vertreter der Hausbesetzer nahmen jedenfalls die prompte Kontaktaufnahme des neuen Hausherren und seine Diskussionsbereitschaft positiv auf und setzen jetzt auf die in Aussicht gestellte einvernehmliche Lösung.