Thüringer Allgemeine vom 07.10.2008

Alternative zum besetzten Haus


Stadtverwaltung bietet Bewohnern drei Immobilien zur Auswahl an - Verhandlung mit Bedingungen
Die Bewohner des besetzten Hauses auf dem Gelände der ehemaligen Firma Topf & Söhne können nicht bleiben. Der neue Eigentümer will das Quartier entwickeln und verfügt bereits über eine Abrissgenehmigung. Die Stadtverwaltung bietet den Besetzern jetzt drei Immobilien als Alternative an, knüpft an die Verhandlungen allerdings Bedingungen.

Der Ton zwischen dem Eigentümer und den Hausbesetzern wurde in den vergangenen Tagen deutlich rauer, der Umgang miteinander härter. Investor Helmut Golla, Domicil Hausbau GmbH aus Mühlhausen, steht in den Startlöchern. Er will die alten Industriebauten abreißen, die Altlasten entsorgen, Wohn- und Geschäftsräume neu bauen lassen. Erfurt kann froh sein, einen Investor gefunden zu haben, der so viel Geld in das Projekt steckt, sagt Gudrun Gießler, die mit ihrer Immobilienfirma die Entwicklung der Flächen begleitet. Die Besetzer sehen eine existenzielle Bedrohung, bangen um den Fortbestand des soziokulturellen Zentrums, das sie über Jahre aufgebaut haben. Helmut Golla verwehren sie den Zutritt zu seinem Eigentum, Gutachten und Planungen, für die bereits 100000 Euro ausgegeben worden sind, stagnieren. Das Gelände ist baufällig, wenn Personen zu Schaden kommen, trägt der Eigentümer die Verantwortung, darauf weist Gießler hin. Die Stadtverwaltung ist bemüht, eine Eskalation zu verhindern. In dieser Woche werden den Besetzern alternativ drei Immobilien zur Auswahl angeboten, von denen eine favorisiert werde, hieß es gestern im Rathaus. Offen nennen will man die Standorte nicht ( aus Furcht, die Anwohner könnten beunruhigt sein. Zur Bedingung für die Verhandlung um Ersatzräume macht die Stadt, dass sich die Besetzer als Verein oder gemeinnützige Gesellschaft organisieren, um förderwürdig zu sein und einen konkreten Vertragspartner benennen zu können. Wir schließen das nicht aus, aber es widerspricht unseren hierarchiearmen Strukturen, sagte Pascal Müller, ein Bewohner des besetzten Hauses. Nach seinen Angaben leben derzeit zwischen 20 bis 30 Personen auf dem Gelände.