Thüringische Landeszeitung vom 3.03.2010

Ein kritisches Erinnern


soll am 27. Januar 2011 auf dem Gelände am Sorbenweg Einzug halten. Das ehemalige Verwaltungsgebäude wird die Dauerausstellung beherbergen. Gegenüber hat jetzt ein Gartenfachmarkt eröffnet.

Nicht nur der Erfurter Schatz ging von hier aus auf Reisen durch Europa. Die Ausstellung "Techniker der 'Endlösung'. Topf & Söhne - Die Ofenbauer von Auschwitz" gibt es seit 2005. Und seitdem war sie in verschiedenen deutschen und europäischen Städten zu sehen. Letzte Station vor der Rückkehr nach Erfurt, wo sie am Erinnerungsort "Topf & Söhne" auf dem ehemaligen Fabrikgelände als Dauerausstellung ihren Platz finden soll, ist die norwegische Hauptstadt Oslo. Vom 10. März bis zum 31. Oktober wird sie dort im "Norsk Teknisk Museum" gezeigt.
"Die aufwändigen Zollformalitäten sind erledigt", berichtete gestern Dr. Annegret Schüle von der Kulturdirektion. Die von der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora erarbeitete Ausstellung wird in norwegisch-deutscher Sprache in allen Grafik-, Text- und Audioteilen präsentiert. Der Begleitkatalog ist mit Norwegisch nach Deutsch, Englisch und Dänisch nun in der vierten Sprache aufgelegt.

Rolle der Technologie in der Gesellschaft

Am Mittwoch in einer Woche wird der deutsche Botschafter Detlev Rünger die Ausstellung im Technischen Museum in Oslo eröffnen. "Die Ausstellung trägt dazu bei, im Ausland zu zeigen, dass Deutschland mit seiner Vergangenheit kritisch umgeht", sagte Annegret Schüle. Aber auch in Norwegen soll sie einen Denkanstoß liefern. "Wir möchten mit der Präsentation eine nationale Debatte über die Rolle der Technologie in der modernen Gesellschaft anstoßen", erklärte Kurator Ketil Andersen. Der Begleitband wird nebst Einladung zur Ausstellung an alle weiterführenden Schulen im Süden Norwegens verschickt. Zudem befasst sich eine Konferenz im September mit den Themen "Holocaust und Pädagogik", "Zwangsarbeit im nationalsozialistisch besetzten Norwegen" sowie "Deportation der norwegischen Juden nach Auschwitz und die Hilfe der norwegischen Verwaltung".
Kommt die Ausstellung schließlich im November nach Erfurt zurück, soll sie saniert und aufgearbeitet werden für die Präsentation als Dauerausstellung. Am 27. Januar 2011, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, wird die Stadt Erfurt den "Erinnerungsort Topf & Söhne - Die Ofenbauer von Auschwitz" auf dem ehemaligen Gelände der Firma am Sorbenweg eröffnen.
Falls es "kräftemäßig" noch möglich ist, könnte bis dahin eine sehr viel kleinere Wanderausstellung entstehen, die parallel zur Dauerausstellung am Erinnerungsort auf Reisen geschickt werden könnte.
"Eine europäische Reise mit unglaublichem Erfolg" hat die Ausstellung laut Stadtmuseumsdirektor Hardy Eidam schon jetzt hinter sich. Nicht nur mit goldenen und glänzenden Dingen aus der Geschichte könne die Stadt zu einem guten Image beitragen, "wenn man sich den dunklen Seiten der Vergangenheit stellt und sie aufarbeitet", betonte er. Zumal ja auch der Erfurter Schatz diese dunkle Seite habe. "Es wird für uns ein großer Moment, wenn wir die Dauerausstellung im nächsten Jahr eröffnen können", sagt Eidam.

Von Lydia Werner