Presseerklärung 18. April 2001 - polizeiliche Begehung des Topf und Söhne Geländes

Polizeieinsatz gegen Hausbesetzer(innen) in Erfurt/ Anwohner(innen) unterstützen das Anliegen der Besetzer(innen)

Am Mittwoch -den 18.April- kam es zu einem Polizeieinsatz auf dem besetzten Topf & Söhne Gelände. Bereits am Vormittag hatte die Polizei versucht vom Notverwalter Dr. Thomas Diethmar eine Räumungsklage zu erhalten. Die Räumungsklage wurde bis jetzt nicht unterschrieben. Dennoch standen gegen 14:30 Uhr Polizeibeamt(innen) auf dem Topf&Söhne Gelände, auf das sie heimlich eingedrungen waren und nahmen Personalien von mehreren Anwesenden auf. Diese Personalienfeststellung sei rein routinemäßig, so die Polizei. Einen weiteren Grund für ihre Anwesenheit gebe es nicht. Der Wunsch, das Gebäude zu besichtigen, wurde ihnen verwehrt.
Ca. 30 Minuten später kam die Feuerwehr zum Gelände, um den Brandschutz zu überprüfen. Sie besichtigte zusammen mit einem Besetzer und einem Polizeibeamten das Gelände. Einlass in die oberen Stockwerke des Gebäudes verlangte sie nicht. Das Angebot der Besetzer(innen) ohne Polizei das gesamte Gebäude zu begutachten, schlugen die Feuerwehrbediensteten aus.
Dazu Andreas Schäfer: "Wir sehen in diesem Polizeieinsatz eine klar geplante Provokation und Vorbereitung auf eine gewaltsame Räumung durch die Polizei. Ohne Räumungsbefehl dringt die Polizei in unser Gebäude ein. Der Feuerwehreinsatz scheint auch eher dem Eindringen gedient zu haben, als dem Brandschutz. Schließlich wurde unser Angebot, das Gelände ohne Polizei zu begutachten abgelehnt. Außerdem war von der Feuerwehr erst nach ca. 30 Minuten die Rede, vorher war alles "Routine". Die gesamte Aktion war nicht mit dem Notverwalter abgesprochen, das Innenministerium scheint also auf eigene Faust zu handeln. Wir müssen mit weiteren Provokationen dieser Art rechnen."
Gegen 17.00 Uhr besuchten ca. 20 neue Nachbar(innen) die besetzte Industriebrache. Sie informierten sich über die Besetzer(innen), die Besetzung und die Zukunftspläne. Im Allgemeinen unterstützen alle das Anliegen der Hausbesetzer(innen). Auch Bedenken bezüglich baulicher Mängel konnten zerstreut werden. Ein Anwohner bot an, als Vermittler zwischen den Besetzer(innen) und der Polizei zu dienen. Einige Anwohner(innen) wollen heute Abend zur Podiumsdiskussion (19 Uhr /Rudolstädterstr.23) wieder kommen.
Dazu Andreas Schäfer: "Es macht Mut, dass Anwohner und Anwohnerinnen interessiert sind, mit uns ins Gespräch zu kommen. Schließlich wollen wir eine gemeinsame Nachbarschaft gestalten. Klar gibt es am Anfang Berührungsängste, der Verlauf der Gesprächsrunde stimmt aber durchweg positiv."
Gegen 24 Uhr erhielten die Besetzer(innen) unangenehmen Besuch. Eine Gruppe von circa 20 Neonazis bewegte sich auf das Gelände zu. Sie zogen aber am Gelände vorbei, zwar finster schauend, aber ohne aktiv zu werden.