Selbstverständnis der Konzertgruppe .squatnoize.

Wir fühlen uns als teil eines selbstverwalteten, sozialen, politischen und kulturellen Zentrums, dem besetzten Haus in Erfurt. Am 12.4.01 wurde ein Teil des ehemaligen Topf und Söhne Geländes in der Rudolstädterstr. 1 besetzt. Seit 1998 gab es in Erfurt kein selbstverwaltetes Zentrum mehr nachdem die Stadt das Korax geschlossen hatte. Seitdem hat die Stadt - trotz vieler Versprechungen und einem Stadtratsbeschluß - kein neues Haus zur Verfügung gestellt was den Ansprüchen eines solchen Zentrums genügt hätte. So haben sich Menschen zusammengeschlossen die sich nicht weiter vertrösten lassen wollten und haben sich selbst eins ausgesucht. Das Haus soll Raum bieten für politische Gruppen und Veranstaltungen, zum Abhängen, Wohnen, kulturelle Veranstaltungen, sowie praktische und künstlerische Tätigkeiten. Die Konzertgruppe ist ein Projekt neben vielen anderen die dort verwirklicht werden, wie zum Beispiel ein Bandprobenraum, ein Büro, ein Cafe, ein Atelier, eine Fahrradwerkstatt, ein Bauwagenplatz, ein Sportraum etc. Wir organisieren in diesem Haus Konzerte um es mit zu finanzieren, also um eine Verwirklichung all dieser Projekte realisieren zu helfen, aber auch um Bands zu unterstützen die andernorts keine Auftrittsmöglichkeiten haben, sowie aus dem Grund, daß durch die Konzerte viele verschiedene Menschen das Hausprojekt kennenlernen. Wir haben aber auch eine politische Motivation gerade dieses Projekt mit zu finanzieren. Unsere heutige Welt baut vor allem darauf auf, daß Menschen miteinander in Konkurrenz stehen und Menschen ihre Arbreitskraft verkaufen müssen um ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Diesen gesellschaftlichen Zwangsmechanismus des Kapitalismus, der auf Ausbeutung beruht, dem sich niemensch entziehen kann, in dem jeder Lebensbereich verwarenförmigt wird, also nur an seinem finanziellen Wert gemessen wird und in der 2/3 der Menschheit in täglicher Existenznot leben, möchten wir überwinden. Wir wollen ihm eine weltweite Gesellschaft entgegensetzen, deren Produktion an den Bedürfnissen der Menschen ausgerichtet ist, wo die Menschen gleichberechtigt und solidarisch leben und sich organisieren, die keine Ausgrenzung und somit auch keine Grenzen kennt, ob sie nun zwischen "Nationen" oder vermeintlichen "Geschlechtern", "Rassen" oder "Völkern" verlaufen sollten. Die Organisationsstruktur

Durch ein Plenum, daß für alle interessierten Menschen offen sein soll, wollen wie versuchen, daß alle diesen Raum und diese Infrastruktur nutzen können, die sich an der Organisation von Konzerten beteiligen wollen. In diesem Plenum wrden Entscheidungen nicht hierarchisch sondern im Konsensprinzip getroffen, d.h. nur wenn alle eine Entscheidung mit tragen, wird nach ihr gehandelt. Geld spielt bei unseren Konzerten nicht die Hauptrolle, weil wir kapitalistische Prinzipien, wie zum Beispiel Leistungsdruck / Leistungsdenken schon jetzt abbauen wollen, auch wenn das in der kapitalistischen Gesellschaft nicht vollständig möglich ist. Wir möchten im Gegensatz zu einer Konzertorganisation im Sinne der Lohnarbeit innerhalb der Konzertgruppe die Möglichkeit, daß Arbeiten rotieren und nicht jede/r ständig die gleichen Aufgaben übernehmen muß und außerdem alle die Möglichkeit haben, voneinander die für eine Konzertorganisation notwendigen Fertigkeiten zu erlernen. Niemensch soll den ganzen Tag in einem Büro sitzen oder jedesmal das Essen für die Bands kochen müssen. Alle sollen die Möglichkeitet haben, Kochen, Flyer erstellen, Musikanlage aufbauen, etc. lernen zu können. So sollen Eintönigkeit und Arbeitszwang vermieden sowie die Bildung von Hierarchien erschwert oder gar verhindert werden. Unser Anspruch an die Bands

Wir möchten mit unseren Konzerten Bands mit möglichst emanzipativem Anspruch unterstützen, d.h. daß wir keinen Bands ein Podium bieten werden, welche durch ihre Überzeugungen und Texte Ausgrenzungs - bzw. Unterdrückungsmechanismen bestärken und unterstützen. Dies ist uns wichtig, da wir wollen, daß die Aussagen die im besetzten Haus getroffen werden (egal in welcher Form) einen politischen Gegenpol zu diesen - in der gesamten Gesellschaft vorherrschenden Mechanismen (wie z.B. Rassismus, Sexismus, ...) darstellen, wir nicht möchten, daß Menschen im Publikum des Hauses sich durch die Texte der von uns eingeladenen Bands ausgegrenzt fühlen und wir es für unterstützenswert halten, daß emanzipatorische Inhalte auch über Musik vermittelt werden. Bands sollten in erster Linie aus Solidarität zum Haus bzw. aus politischer Motivation bei uns spielen. Geld sollte dabei - auch für sie - eine untergeordnete Rolle spielen. Dafür gibt es für uns mehrere Gründe. Zum Beispiel haben wir keine finanziellen Sicherheiten, durch die wir bei einem schlecht besuchten Konzert einer Band trotzdem eine große Summe an Geld geben könnten und das bei einem Konzert übriggebliebene Geld soll für die Finanzierung des Hauses und nicht für die Gage der nächsten Band genutzt werden können. Außerdem wollen wir die Eintrittspreise so niedrig wie möglich halten, damit möglichst niemensch aus finanziellen Gründen von den kulturellen Veranstaltungen ausgeschlossen ist. Was passiert mit dem Geld, das bei Konzerten übrig bleibt?

Wir möchten, daß das Geld, was bei den Konzerten und Partys (nach Bezahlung der Unkosten für das Konzert) übrigbleibt, vor allem zum Erhalt und zum Aufbau des besetzten Hauses beiträgt. Es frinden aber auch Solikonzerte für andere linke bzw. linksradikale Projekte und Gruppen statt, damit diese das Geld, das für ihre politische Arbeit notwendig ist, bzw. was sie im Zuge von Repression ausgeben müssen, zusammenzubekommen.

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