Polizei- und Feuerwehreinsatz auf Fläche von Topf&Söhne
Große Aufregung gestern Nachmittag unter den Hausbesetzern
auf dem Gelände der früheren Firma Topf&Söhne.
Die Polizei will das Gelände stürmen. Tatsächlich waren mehrere
Polizeibeamte erschienen. Mit einer Videokamera wollten Beamte das Gebäude
filmen. Die haben zwar behauptet, dass es ihnen um Brandschutzverordnung
geht, meint Andreas Schäfer von den Hausbesetzern. Wir sind aber davon
überzeugt, dass sie nur für den Fall einer gewaltsamen Räumung feststellen
wollten, wie man am schnellsten in das Gebäude kommt. Wir bekamen nur
Informationen, uns umzusehen, so Polizeihauptkommissar Detlef Winter
gegenüber TA. Denn es gibt dort keine Heizmöglichkeiten und eigentlich
keinen Strom. Und auf Grund der Witterung müssen die jungen Leute ja
irgendwie heizen. Daneben ist die Tankstelle... Also diente der Einsatz, zu
dem wir die Feuerwehr noch riefen, nur zur Gefahrenabwehr. Die Jugendlichen
verweigerten den Polizisten den Zutritt. Die Situation war aufgeheizt, weil
die Hausbesetzer vermuteten, dass die Polizei den Notgeschäftsführer des
Geländes aufgesucht habe, um von ihm einen Räumungsbefehl zu erwirken. Wir
haben gar kein Interesse, das Gelände zu räumen.
Erst als drei Feuerwehrleute erschienen, entspannte sich die Situation. Man
ließ sie in einige Räume. Die Besetzer boten der Wehr eine spätere Begehung
des gesamten Hauses ohne die Polizei an. Und nach Ermahnungen, keine Kerzen
in die Nähe der Vorhänge zu stellen und sich Feuerlöscher zuzulegen, zogen
Feuerwehr und Polizei ab. Der Notgeschäftsführer des privaten Geländes, Dr.
Thomas Diethmar, gab keinen Auftrag zur Räumung. Allerdings, so bekräftigte
er gegenüber TA, werde das Betriebsgelände bestimmt nicht auf Dauer ein
Jugendzentrum sein. Er sei sich mit der Erfurter Polizei eigentlich einig,
das Thema dorthin zu bringen, wo es letztendlich geklärt werden muss in der
Politik. Die Stadt könne vielleicht den Knoten lösen und die Bedürfnisse der
Jugendlichen nach Räumen für ein selbst verwaltetes Jugendzentrum
befriedigen. In der Stadtverwaltung deuten sich Möglichkeiten für ein
Gespräch an. Allerdings sei man immer in der prekären Lage, in wie weit man
sich mit solchen Aktionen dann erpressen lassen könne. Für heute um 19.00
Uhr wird im besetzten Gelände zu einer Podiumsdiskussion "Freiräume
erkämpfen?" eingeladen. Diskutiert werden soll über die Zukunft des besetzten
Hauses und über die Bedeutung von Freiräumen. Eingeladen ist u.a. das
Jugendamt. "Das Thema ist wichtig. Und wir versuchen trotz
Terminschwierigkeiten, Jemanden zu schicken", so Jugendamtsleiter Hans
Winklmann. Ansonsten wolle man sich bei diesem speziellen Fall zurück
halten. Schließlich ist es ein privates Gelände. Wir können Hilfe bei
Problemen mit Eltern oder Schule anbieten, so Winklmann. Aber ob dies die
jungen Leute wirklich brauchen und wollen? Reine Raumbeschaffer sei das
Jugendamt jedoch nun auch nicht. Dass bislang trotz etlicher Angebote für
den Allerlei e.V. keine Räume für ein selbst verwaltetes Jugendzentrum
gefunden wurden, läge auch daran, dass der Verein sein Konzept nicht
anpassen wollte.