Viel Geld nötig: Altlasten-Sanierung, Wohnungsbau und ein Gedenkort an der
Rudolstädter Straße
Die riesige Industriebrache an der Rudolstädter Straße hat einen neuen
Besitzer. Eine Bauträgergesellschaft aus Mühlhausen erwarb das Gelände, auf
dem auch das einstige Verwaltungsgebäude von Topf&Söhne steht.
Ich habe es letzte Woche gekauft, bestätigt Helmut Golla,
Geschäftsführer der Domicil Hausbau GmH und Co KG mit Sitz in Mühlhausen
gegenüber TA. Seine Firma sei eine Bauträgergesellschaft im Wohnungsbau.
Aber es gehört mir erst, wenn es in den Grundstücksämtern umgeschrieben ist.
Das kann noch ein Vierteljahr dauern. Von Wohnungsbau auf dem mehrere
Fußballfelder großen Gelände ist die Rede. Noch sind keinerlei Planungen
gelaufen, betont der Geschäftsführer. Er werde alles sehr ruhig angehen. Er
wisse sowohl um das traurige Kapitel und die geschichtlichen Dimensionen des
von ihm erworbenen Grundstücks als auch um die Pläne, im einstigen
Verwaltungsgebäude der Firma Topf& Söhne einen Gedenkort zu errichten. Es
sei ihm ebenfalls bekannt, dass ein Teil der Brache von jungen Leuten
besetzt sei. Ich habe schon mit mehreren von ihnen gesprochen, weitere
Treffen sind geplant, sagt er. Ich will sie nicht rausschmeißen. Wir
überlegen einen Weg. Auch mit der Denkmalpflege werde er Kontakt aufnehmen,
schließlich stehe das einstige Verwaltungsgebäude unter Denkmalschutz.
Der Käufer weiß, dass er sehr viel Geld in die Hand nehmen muss, kommentiert
Stadtkämmerin Karola Pablich den Besitzerwechsel. Sie wünscht sich, dass der
Verkauf zügig rechtlich festgezurrt wird. Natürlich sei die Stadt froh, wenn
sich auf dem Gelände endlich etwas tue. Der Kaufvertrag sei unterschrieben
und man freue sich über die Bereitschaft, das einstige Verwaltungsgebäude zu
sanieren, damit die Stadt hier einen Gedenkort unterbringen kann. Die Rede
sei von oberen Etagen des Hauses mit Blick nach Buchenwald ( dort, wo früher
die Konstrukteure der Firma Topf & Söhne saßen, die die Öfen für
Vernichtungslager konstruierten.
Auf der großen Brache müssten zuerst zahllose Altlasten beseitigt werden, so
die Kämmerin. Das kann viele Monate dauern, sagt sie beruhigend in Richtung
Hausbesetzer. Sie vermute, der Käufer beginne mit der Sanierung des
Verwaltungstrakts, denn hier seien unter Denkmalschutz-Gesichtspunkten
Abschreibungen möglich. Es seien Abstimmungen mit der Bauverwaltung und
viele andere Termine nötig, niemand müsse in Panik verfallen.
Die Zeit der Gespräche betrifft wohl auch die Kulturdirektion, in der die
inhaltlichen Fäden für einen künftigen Geschichtsort zusammenlaufen. Und den
Förderkreis. Vertreter der Hausbesetzer nahmen jedenfalls die prompte
Kontaktaufnahme des neuen Hausherren und seine Diskussionsbereitschaft
positiv auf und setzen jetzt auf die in Aussicht gestellte einvernehmliche
Lösung.