Thüringische Landeszeitung vom 01.2.2007

Topf&Söhne-Areal ist verkauft


Chef der Hausbaufirma will sich mit Hausbesetzern und Initiative treffen

Das etwa 42000 Quadratmeter große ehemalige Topf&Söhne-Betriebsgelände hat einen neuen Besitzer: Die Firma Domicil Hausbau GmbH & Co. KG mit Sitz in Mühlhausen hat das geschichtsträchtige Areal erworben, bestätigte Insolvenzverwalter Dr. Thomas Dithmar auf Anfrage der TLZ. Die Firma hat bereits mehrere alte Industriestandorte in Gotha und in Mühlhausen saniert und Wohnungen dort errichtet. Wir wollen keinen Krieg, sagt Geschäftsführer Helmut Golla, auf die Hausbesetzer auf dem Gelände angesprochen. Noch seien die Pläne für das Gelände in einem sehr frühen Stadium, Gespräche mit dem Denkmalschutz, der Stadtentwicklung in Erfurt und auch den Hausbesetzern sollen zunächst folgen, so Golla: Die müssen nicht morgen runter vom Gelände, verspricht der Investor. Auch zum Initiativkreis, der sich für einen Geschichtsort auf dem Gelände seit Jahren stark macht, will Golla zunächst Kontakt herstellen, sagte er der TLZ. Er könne sich gut eine Zusammenarbeit vorstellen, was das ehemalige Topf&Söhne-Verwaltungsgebäude angeht, das unter Denkmalschutz stehe und als Geschichtsort erhalten werden könne, so Golla. Ein Treffen mit den Hausbesetzern sei geplant. Sie informierten gestern, dass in Bezug auf die Besetzung von Geschäftsführer Golla eine einvernehmliche Lösung in Aussicht gestellt wurde und Gespräche angeboten worden seien. Ihm gehe es um eine städteplanerisch vernünftige Entwicklung des Geländes, sagte Golla der TLZ. In der Natur seines Unternehmens liege es, dass er wohnungswirtschaftliche Absichten dafür habe. Keine Luxuswohnungen sollten entstehen, sagte der Domicil-Geschäftsführer, sondern bezahlbarer Wohnraum. Gleichzeitig müsse die Holocaust-Vergangenheit des Geländes entsprechend gewürdigt und in die Bauplanungen mit einbezogen werden, so Golla: Wir haben eine ehrliche Verwertung des Geländes vor. Schließlich sei es zumindest für Autofahrer aus Weimar kommend eine erste Visitenkarte der Stadt an dieser Stelle, die es zu verbessern gelte. Dr. Thomas Dithmar als Insolvenzverwalter ist froh, mit Golla einen Interessenten gefunden zu haben, der kein Wild-West-Investor sei, sondern jemand, der eine vernünftige Entwicklung plane. Über den Kaufpreis für das Areal wurde Stillschweigen vereinbart.

Die Firma J. A. Topf und Söhne (1878-1948) baute die Krematorien in Auschwitz-Birkenau und anderen Vernichtungslagern der Nazis. Sie hat auch einige Entlüftungsanlagen für Gaskammern entworfen und dort gasdichte Türen installiert.