Stadtverwaltung bietet Bewohnern drei Immobilien zur Auswahl an - Verhandlung mit Bedingungen
Die Bewohner des besetzten Hauses auf dem Gelände der ehemaligen Firma Topf
& Söhne können nicht bleiben. Der neue Eigentümer will das Quartier
entwickeln und verfügt bereits über eine Abrissgenehmigung. Die
Stadtverwaltung bietet den Besetzern jetzt drei Immobilien als Alternative
an, knüpft an die Verhandlungen allerdings Bedingungen.
Der Ton zwischen dem Eigentümer und den Hausbesetzern wurde in
den vergangenen Tagen deutlich rauer, der Umgang miteinander härter.
Investor Helmut Golla, Domicil Hausbau GmbH aus Mühlhausen, steht in den
Startlöchern. Er will die alten Industriebauten abreißen, die Altlasten
entsorgen, Wohn- und Geschäftsräume neu bauen lassen. Erfurt kann froh sein,
einen Investor gefunden zu haben, der so viel Geld in das Projekt steckt,
sagt Gudrun Gießler, die mit ihrer Immobilienfirma die Entwicklung der
Flächen begleitet. Die Besetzer sehen eine existenzielle Bedrohung, bangen
um den Fortbestand des soziokulturellen Zentrums, das sie über Jahre
aufgebaut haben. Helmut Golla verwehren sie den Zutritt zu seinem Eigentum,
Gutachten und Planungen, für die bereits 100000 Euro ausgegeben worden sind,
stagnieren. Das Gelände ist baufällig, wenn Personen zu Schaden kommen,
trägt der Eigentümer die Verantwortung, darauf weist Gießler hin.
Die Stadtverwaltung ist bemüht, eine Eskalation zu verhindern. In dieser
Woche werden den Besetzern alternativ drei Immobilien zur Auswahl angeboten,
von denen eine favorisiert werde, hieß es gestern im Rathaus. Offen nennen
will man die Standorte nicht ( aus Furcht, die Anwohner könnten beunruhigt
sein. Zur Bedingung für die Verhandlung um Ersatzräume macht die Stadt, dass
sich die Besetzer als Verein oder gemeinnützige Gesellschaft organisieren,
um förderwürdig zu sein und einen konkreten Vertragspartner benennen zu
können. Wir schließen das nicht aus, aber es widerspricht unseren
hierarchiearmen Strukturen, sagte Pascal Müller, ein Bewohner des besetzten
Hauses. Nach seinen Angaben leben derzeit zwischen 20 bis 30 Personen auf
dem Gelände.