Verhalten der Besetzer des ehemaligen Topf & Söhne-Firmengeländes gefährdet
Erinnerungsort.
Ich mache mir Sorgen um das Museumsprojekt, sagt Hartmut Topf aus Berlin.
Was da jetzt passiert bei den Hausbesetzern, das beschädigt unsere Vorhaben.
ERFURT (TA). In der vergangenen Woche hatten die jugendlichen Besetzer eines
Teiles der Brache von Topf&Söhne das von der Stadt angebotene
Alternativobjekt abgelehnt. Begründung: zu klein, zu weit draußen. Außerdem
weigern sie sich, einen Verein zu gründen, der als juristische Person in
weiteren Verhandlungen mit der Stadt agieren könnte. Kommt es zu keiner
Annäherung zwischen den Besetzern und der Stadt, droht eine Räumungsklage.
Die muss der Investor beantragen. Der Oberbürgermeister soll sich an seine
Aussage erinnern: In Erfurt wird alternatives Leben akzeptiert. Es ist
angebracht, den Besetzern weitere Angebote für Wohnraum zu unterbreiten,
sagt Stadtrat Andr Blechschmidt, Fraktion Die Linke.
Das Gelände an der Rudolstädter Straße soll neu bebaut werden. Im ehemaligen
Verwaltungsgebäude von Topf&Söhne ist ein Museum als Erinnerungsort geplant,
es soll die Geschichte der Firma reflektieren, die Krematoriumsöfen für die
NS-Vernichtungslager baute. Eine Arbeitsgruppe sitzt seit Monaten über
Details. Ihr gefährdet das Projekt, das ihr immer befördern wolltet, sagt
Hartmut Topf in Richtung der Besetzer. Der Journalist ist ein Verwandter der
Familie Topf, setzte sich seit Jahren intensiv mit dem Erbe dieses Namens
auseinander und plädiert für eine Dauerausstellung auf dem Gelände. Das
Besetzerprojekt mit Wohnen, Lesungen und Konzerten habe immer auf die
politische Dimension seines Tuns verwiesen und u.a. Führungen organisiert.
Nun aber blockiere es mit seinem Verhalten jede Entwicklung. Es sind nur
noch wenige Wochen Zeit, um Finanzanträge auf den Weg zu bringen, sagt er.
Noch in diesem Jahr müsse Geld beantragt werden. Hartmut Topf hofft auf
einen Ombudsmann, der vermittelt. Bürgermeisterin Tamara Thierbach (Die
Linke) will Besetzern ein neues Gesprächsangebot unterbreiten, kündigte sie
gestern gegenüber TA an. Fakt sei: Die Besetzer müssten einen Verein
gründen, denn wir benötigen für den Abschluss eines Mietvertrages eine
juristische Person.