Deutlich mehr Demonstranten als erwartet beteiligten sich am Samstag in der Erfurter Innenstadt an dem Demonstrationszug, der vom Bahnhof zum Domplatz führte. Während die Veranstalter nach eigenen Zählungen von 1400 Teilnehmern sprechen, geht die Polizei von 750 aus, von denen nach Polizeisprecher Manfred Etzel viele mit Zügen aus den Richtungen Magdeburg und Halle nach Erfurt kamen.
Für den Erhalt des Besetzten Hauses, das in der Sorbenstraße auf dem ehemaligen Gelände von Topf & Söhne steht, gingen die Demonstranten auf die Straße. Sie zogen mit Trommeln und Pfiffen mitten durch den samstagnachmittäglichen Einkaufstrubel und sorgten bei vielen Passanten für Verwirrung. Mit ihrer Deeskalationsstrategie gelang es der Polizei, Ausschreitungen weitgehend zu verhindern. Nur ganz am Ende des Einsatzes sei es auf dem Bahnhofsvorplatz zu kleineren Rangeleien gekommen, bei denen ein Beamter leicht verletzt worden sei, so ein Sprecher. Ein stark angetrunkener Teilnehmer wurde bereits am Beginn der Demo in Gewahrsam genommen. Im Einsatz waren Beamte der Thüringer Bereitschaftspolizei sowie deren Kollegen aus Sachsen-Anhalt und der Bundespolizei. Aufgerufen hatten zu der Demo nicht nur die Besetzer und Besetzerinnen selbst, unterstützt wurden sie auch von Gewerkschaften, der Linkspartei, Mitgliedern der Grünen Jugend sowie einer Erfurter Künstlergruppe.
Massiv von der Räumung bedroht sehen sich die Besetzer, seit die Domicil Hausbau GmbH aus Mühlhausen Eigentümerin des Geländes ist (TLZ berichtete), und plant, den Großteil der Gebäude abzureißen, um dort Wohn- und Geschäftshäuser errichten. Verhandlungen zwischen Stadt und Besetzern für ein Ausweichobjekt brachten bislang keine Einigung.