Die geschichtspolitische Arbeit des Besetzten Hauses muss erhalten bleiben. Das forderte gestern die Projektgruppe Erfurt im Nationalsozialismus beim DGB-Bildungswerk Thüringen angesichts der Forderung der Erfurter Bauverwaltung an die Hausbesetzer, das Gelände von Topf & Söhne bis zum 21. Januar zu räumen.
ERFURT (TA). Sollte die aktuelle Drohung zur Räumung des Besetzten Hauses umgesetzt werden, dann verliere Erfurt einen wichtigen Ort der Auseinandersetzung mit seiner nationalsozialistischen Vergangenheit. In den letzten Jahren ist die Geschichte der Firma Topf & Söhne einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht worden. "Dazu hat insbesondere das Besetzte Haus einen wichtigen Teil beigetragen", erklärte Dr. Eckart Schörle von der Projektgruppe. Neben dem Förderkreis Erinnerungsort Topf & Söhne seien es vor allem die Besetzer gewesen, die auf die Geschichtsträchtigkeit des Ortes hingewiesen und die Einrichtung eines Geschichtsortes gefordert haben. Sie veranstalteten Führungen über das Gelände und erarbeiteten einen virtuellen Rundgang zur Geschichte in deutscher und englischer Sprache. "Es erscheint wie eine Ironie der Geschichte, dass nun diejenigen weichen sollen, die die Auseinandersetzung bereits zu Zeiten befördert haben, als die Stadt Erfurt noch wenig Interesse an dem Thema hatte", sagte Jan Kiepe, ebenfalls Mitglied der Projektgruppe. Die Gruppe forderte die Stadtverwaltung auf, den konfrontativen Kurs zu verlassen und eine Aufrechterhaltung der Strukturen des Besetzten Hauses durch geeignete, alternative Räume zu sichern.