Thüringer Allgemeine vom 26.01.2009

Starke Polizeipräsenz


Demonstration für Besetztes Haus blieb weitgehend friedlich

Gegen die drohende Räumung des Besetzten Hauses auf dem Gelände von Topf & Söhne protestierten am Samstag laut Polizei rund 600 Demonstranten in der Erfurter Innenstadt.
Von Angelika HAUBNER

Die Erfurter Hausbesetzer erhielten Unterstützung aus mehreren Thüringer Städten und weiteren Bundesländern. Die Demonstranten sprechen von 800 bis 1000 Teilnehmern. Ihre Route führte vom Hauptbahnhof über Juri-Gagarin-Ring, Anger und die Kreuzung am Kaffeetrichter. Dadurch kam es zu Verkehrseinschränkungen und Unterbrechungen im Nahverkehr. In Kundgebungen forderten die Demonstranten den Erhalt des alternativen Wohn- und Sozialprojekts. Das Besetzte Haus sei seit acht Jahren Treffpunkt für politische Gruppen, veranstalte Konzerte und Diskussionen. Das von der Stadt angebotene Alternativobjekt wiesen die Besetzer erneut als zu klein zurück. Auch die damit verbundene Forderung nach Gründung eines Vereins lehnten sie wiederholt ab. Bei der Kundgebung an der Kreuzung Schillerstraße/Löberstraße wurden Leuchtraketen in Richtung Bauverwaltung abgeschossen. Die Behörde hatte den Besetzern im Dezember sämtliche Veranstaltungen untersagt. Damit sei das Bauamt mitverantwortlich für den Druck auf das Besetzte Haus, erklärten die Demonstranten.

Ein starkes Polizeiaufgebot begleitete die Aktion. Demonstranten warfen mehrfach Silvesterknaller in Richtung der Beamten. Die seien jedoch auf keinerlei Provokationen eingegangen, erklärte Polizeisprecher Manfred Etzel. Dank des besonnenen Handelns der Beamten sei die Aktion weitestgehend friedlich verlaufen. Insgesamt wurde die Identität von 130 Teilnehmern festgestellt. Gegen elf wurde Anzeige wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz erstattet und Platzverweis ausgesprochen.
Die Anmelderin der Demonstration, Katharina König, kritisierte den Polizeieinsatz als maßlos überzogen. Dank des deeskalativen Verhaltens der Demonstrationsteilnehmer sei es nicht zu Ausschreitungen gekommen, erklärte sie.
Vom prominenten Enführungsopfer der Hausbesetzer, der Bernd-Figur vom Rathaus, fehlt weiter jede Spur. Die Demonstranten spielten zwar das Tanzlied der Kika-Figur, aber sonst gab es keinen Hinweis.