TA-Gespräch mit Hausbesetzern über die Ki.ka-Kultfigur und Schäden fürs eigene Image
Gespräch: Casjen CARL
Sie nennen sich Christoph und Jean und zählen sich zu den Hausbesetzern in Erfurt. Auf dem Gelände der früheren Firma Topf & Söhne ( die Krematorien für Auschwitz baute ( wohnen sie seit 2001, sollen aber das Feld für einen Investor räumen. TA sprach mit ihnen über den Diebstahl von Bernd das Brot und Motive ihres Protestes.
Bernd ist nun seit dem 21. Januar verschwunden. Wann geben Sie die beliebte Figur den Kindern wieder?
Christoph: Ich weiß wirklich nicht, wer Bernd entführt hat. Da irgendwelche UnterstützerInnen hinter der Aktion stecken, haben wir selbst keine Ahnung, wo Bernd jetzt ist.
Jean: Ja, ich finde die Sache schon ganz witzig. Schließlich hatten wir ja zu kreativem Widerstand gegen die Räumung unseres Hauses aufgerufen. Der ganze Rummel hat uns ja einige Publicity gebracht.
Die Fans finden das nicht witzig. Wollen Sie die Öffentlichkeit für dumm verkaufen?
Jean: Noch einmal, ich weiß nicht, wer es war. Und wenn es vielleicht wie dumm verkaufen aussieht, es ist nicht auf meinem Mist gewachsen.
Der Internet-Film stellt das Haus-Leben vor, und Sie wollen nicht wissen, wer ihn gebastelt hat?
Christoph: Die Bilder aus dem kleinen Film sind schon meistens älter, wie man unschwer sieht. Und es taucht irgendeine Bernd-Puppe auf.
Warum sträuben Sie sich eigentlich so gegen die Räumung, immerhin soll jetzt ja auch das Topf-Verwaltungsgebäude für eine Art Erinnerungsort saniert werden?
Christoph: Das ist das, was wir immer gefordert haben. Wir haben über Jahre ( eigentlich seit der Besetzung ( uns mit dem Thema Holocaust und Verstrickung von Topf und Söhne beschäftigt. Etwa auch einen Rundgang erarbeitet und immer wieder Leute über das Gelände geführt.
Ihr Beharren auf dem Besetzten Haus behindert aber nun das Museum und die Arbeiten des Investors?
Christoph: Was jetzt hier geplant ist, lässt das meiste verschwinden. Der großindustrielle Charakter wird nicht mehr wahrnehmbar sein. Nicht unbedingt unser Haus, sondern eine Produktionshalle hätte dafür stehen bleiben müssen. Ich persönlich finde es nicht wichtig, dass an die Stelle des Hauses ein Supermarkt kommt.
Hallen sind abgerissen, was den Anwohnern bald einen üblen Anblick erspart. Diese klagen derzeit eher über ( wie überall zu sehen ( Schmierereien pro Besetztes Haus.
Jean: Wir haben niemand losgeschickt. Aber für einige sind Graffiti ein Mittel, Druck für uns zu machen.
Christoph: Unsere politische Arbeit beruht doch darauf, dass wir keine Chefs haben, die die Linie vorgeben.
Der Kinderkanal ( also die Heimat des Kastenbrotes ( erklärt den Kindern, dass es sich um einen profanen Diebstahl handelt. Ist das Ihr Ziel, das Image vom Hausbesetzer zum Kleinkriminellen zu wandeln?
Jean: Das kann nicht unser Ziel sein. Da wir aber Bernd nicht haben, müssen wir uns die Jacke auch nicht anziehen.
Sie sagen, Sie wissen es nicht. Es wäre Ihnen doch aber ein Leichtes, den Ort zu erfahren?
Jean: Das eben nicht. Es ist eine falsche Vorstellung, dass im Haus alle Fäden zusammenlaufen. Da sind ein Haufen Grüppchen unterwegs, die ihr Ding machen. Wir haben echt davon keine Ahnung, wer sich welche Aktion ausgedacht hat.
Kann man also davon ausgehen, dass Sie auch nichts dafür tun werden, dass Bernd an seinen angestammten Platz zurückkehrt?
Christoph: Selbst wenn wir wollten, wir haben keine Chance irgendwie Einfluss darauf zu nehmen. Wir haben auch anderes zu tun.