Statt Lenin-Statue: Jugendliche entdecken Bernd das Brot-Figur in verlassener russischer Kaserne
Bei aller schlechter Laune - das hatte Bernd das Brot nicht verdient. Im Keller einer früheren russischen Kaserne in Nohra bei Weimar fanden gestern Jugendliche die vom Erfurter Fischmarkt entführte Figur.
Von Michael BAAR und Casjen CARL
NOHRA/ERFURT. In einem Keller lag unter Treppe und hinter einem Holzverschlag ein großer Haufen Müll, erinnerte sich Florian Kleiner. Unter dem Schuttberg glänzte im Schein unserer Taschenlampen ein orange-brauner Fuß.
Kleiner war mit vier Freunden des Vereins Flugplatz Nohra über Mittag auf dem Gelände unterwegs, um in den vor ihrem Abriss stehenden Gebäuden Zeitzeichen zu dokumentieren und zu sichern. Die jugendlichen Forscher dachten an eine Statue - Lenin, vielleicht ein General?
Bernd das Brot kam ihnen nicht in den Sinn. Sie staunten umso mehr, als die Ki.Ka-Figur unter dem ganzen Schutt zum Vorschein kam. Vor allem haben wir uns gefragt, wie die Figur durch die Tür gepasst hat, sagt Florian Kleiner.
Am 21.Januar, mit Beginn einer Aktionswoche der Besetzer des Topf & Söhne Geländes in Erfurt gegen eine mögliche baldige Räumung, war das Brot vom angestammten Platz neben dem Rathaus verschwunden. Unterstützer der Besetzer hatten auch an die Thüringer Allgemeine ein Bekennerschreiben geschickt und ein Video ins Internet gestellt, das Bernd bei einem vermeintlichen Rundgang durch das besetzte Haus zeigte. Die Besetzer selbst hatten jedoch stets bestritten, etwas mit dem Diebstahl der zentnerschweren Figur zu tun zu haben.
Vom Gewicht des misslaunigen Ki.Ka-Helden war gestern auch die Polizei überrascht. Nachdem die Jugendlichen beim Kinderkanal angerufen hatten, war schnell die Polizei zur Stelle, um nach der guten Arbeit von Ermittler Zufall den Fall wieder zu übernehmen. Ein Zug der Erfurter Polizei-Inspektion Zentrale Dienste sperrte den Fundort auf dem Kasernengelände ab, bis die Kriminaltechniker die vorhandenen Spuren gesichert hatten. Dann mussten sechs Beamte recht kräftig zufassen, um den über hundert Kilo schweren -also keineswegs abgemagerten - Bernd aus seinem unwirtlichen Verlies zu transportieren. Per Polizeitransporter ging es dann zur weiteren Spurensicherung in die nahe Landeshauptstadt.
"Ich komme wieder und Bernd ist auch wieder da", freute sich Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD), der gerade von eine Afrika-Reise zurückgekehrt war, über die gute Nachricht. Er denke nun darüber nach, wie Bernd künftig vor solchem Ungemach besser zu schützen ist. Die Aktion habe ihm zumindest gezeigt, welche Beachtung die Kinderkanal-Figuren in der Öffentlichkeit bundesweit finden.
Zum Auslöser des Diebstahls befragt, meinte der Oberbürgermeister, egal ob die Besetzer beteiligt waren oder nicht - Sympathien hat es ihnen keine eingebracht.
Die Bernd-Befreier mussten dagegen feststellen, dass sie nun in den Kreis der Verdächtigen für die Entführung vom Erfurter Fischmarkt gehören. Ob sie das ahnten, als sie beschlossen, den Fund zu melden? Zunächst hatten Florian Kleiner und Mitstreiter nämlich ihren Streifzug durch den einstigen Stab der 8. sowjetischen Gardearmee fortgesetzt. Dann aber brachten wir es nicht übers Herz, ihn dort liegen zu lassen.