Planungen für den Erinnerungsort Topf & Söhne: Historische Prozesse nachvollziehbar machen
Während die Hausbesetzer trotzig ausharren, gehen am Sorbenweg die Arbeiten weiter. Die meisten Hallen sind abgerissen, am Verwaltungsgebäude stehen Gerüste. Hier beginnt in den nächsten Wochen die Umgestaltung zum Geschichtsort Topf & Söhne.
Von Angelika HAUBNER
Das Dach ist marode, der türmchenartige Dachreiter kippte um. Durch die leeren Fensterhöhlen pfeift der Wind. Wir wollen das Gebäude möglichst denkmalgerecht sanieren, erklärt Konstantin Pichler vom Kölner Büro Kastner Pichler Architekten, das mit den Planungen für den Erinnerungsort beauftragt wurde.
Das Haus ist das Hauptexponat, betont der Architekt. Seine Gestalt erhielt das
Verwaltungsgebäude 1939 ( genau in jenem Jahr, als die Geschäftsbeziehung der
Firma Topf mit der SS begann. Hier befanden sich die Zeichensäle, in denen die
Ingenieure die Verbrennungsöfen für die Vernichtungslager der Nazis
konstruierten. Diese Räume sollen das Kernstück der künftigen Gedenkstätte
werden. Hier wird die stark beachtete Wanderausstellung "Techniker der
'Endlösung'. Topf & Söhne - Die Ofenbauer von Auschwitz" eingebaut. Die Autoren,
die Gedenkstätte Buchenwald, das Jüdische Museum Berlin und das Museum
Auschwitz-Birkenau, stellen die 500000 Euro teure Ausstellung der Stadt Erfurt
kostenlos zur Verfügung. Zu den wichtigsten Exponaten gehören Original-
Zeichentische, die vom Werksgelände geborgen wurden. Der Arbeitsplatz von Kurt
Prüfer, dem Chefkonstrukteur von Topf & Söhne, soll besonders gekennzeichnet
werden. Auch die Blickachse von dessen Zeichenbrett zum Ettersberg mit dem KZ
Buchenwald will der Architekt deutlich machen.
Zum künftigen Erinnerungsort gehört auch ein Teil des Außengeländes. Vorgesehen ist, den früheren Haupteingang vom Sorbenweg aus wieder erlebbar zu machen. Dazu werden die damalige Hauptmauer und die Zufahrt baulich dokumentiert sowie der einst repräsentative Firmeneingang und das originale Treppenhaus wieder hergestellt. Von der großen Produktionshalle, die derzeit abgerissen wird, bleiben die Grundmauern erhalten. Auch vom Versandgebäude soll anhand von Mauerresten der Grundriss zu erkennen sein. "Wir möchten zumindest Teile der früheren betrieblichen Zusammenhänge nachvollziehbar machen", erläutert Konstantin Pichler. Das gesamte Werksgelände im Zustand von 1945 dokumentiert künftig ein großes Modell im Außengelände.
Bauherr der Geschichtsortes ist die Domicil Hausbau GmbH Mühlhausen, die Anfang 2007 die gesamte Industriebrache erwarb. Nach Abschluss der Arbeiten mietet die Stadt Erfurt die Museumsräume im Verwaltungsgebäude und betreibt den künftigen Erinnerungsort. Die Eröffnung ist für Ende 2010 vorgesehen.