Thüringische Landeszeitung vom 23.02.2009

Hausbesetzer: Versuch einer Neu-Besetzung gescheitert


Rückkehr auf Topf & Söhne-Gelände Freiräume und Erwartungen diskutiert
Von Frank Karmeyer

Erfurt. (tlz/fk) Eine Industriebrache in der Hohenwindenstraße besetzt haben am Sonnabend etwa 20 junge Leute und diese am Nachmittag wieder geräumt. Es handelte sich dabei um jene Besetzerinnen, die derzeit auf dem Topf & Söhne-Gelände am Sorbenweg leben, wo ihnen die Räumung bevorsteht (TLZ berichtete mehrfach). Es sei der Versuch unternommen worden, ein Ausweichobjekt für das sozial-politisch-kulturelle Projekt auf dem ehemaligen Topf & Söhne- Gelände zu besetzen, teilte ein Sprecher der Gruppe mit: Die Besetzer wollten damit selbst aktiv werden und sich um die Fortführung ihres Projekts bemühen, anstatt auf akzeptable Angebote zu hoffen.

Als die Besetzer gegen 9 Uhr damit begonnen hätten, das Fabrikgelände in der Hohenwindenstraße aufzuräumen, sei die Polizei rasch vor Ort gewesen. Sie verhinderte, dass etwa 50 Unterstützer der Hausbesetzer das Gelände betreten konnten, so der Sprecher der Gruppe. Die Öffentlichkeit sei daraufhin informiert worden und mit dem Geschäftsführer der Eigentümerin des Geländes, der Thüringen Recycling GmbH, Kontakt aufgenommen worden. Zunächst sei von einer kurzzeitigen Duldung die Rede gewesen, schließlich aber sei mit Räumung gedroht worden. Nach längeren Verhandlungen entschlossen sich die Besetzer eine Eskalation zu vermeiden und das Gelände zu verlassen, was von der Polizei auch zugelassen wurde, die die Personalien feststellte. Der Plan, ein Ausweichobjekt für das Projekt auf dem ehemaligen Topf & Söhne-Gelände zu besetzen ist heute gescheitert, aber es wurde nochmals verdeutlicht, dass wir bereit sind für den Erhalt unseres Projekts aktiv zu werden, so die Besetzer.

OB Andreas Bausewein war über den Stand der Dinge stets angebunden, wie er sagt. Er erklärte die Verhandlungen mit den Besetzern erneut für beendet. Eine städtische Immobilie war unter der Bedingung einer Vereinsgründung angeboten, aber von den Besetzern abgelehnt worden. Wäre es das neu besetzte Haus ein städtisches gewesen, so hätte er die umgehende Räumung veranlasst, sagt Bausewein.
Am Abend fand im besetzten Haus, nicht wie geplant im Ausweichobjekt, eine Podiumsdiskussion statt über Freiräume und die Erwartungen gegenüber der Stadt.