Ein massives Polizeiaufgebot sicherte gestern das seit acht Jahren besetzte Gelände der KZ-Ofenbaufirma Topf & Söhne. Graffiti zierten die Wände des Areals. Einrichtungen wie ein preislos Laden zeugten vom Versuch alternativen Lebensführung. Sanitäre Einrichtungen fehlten dagegen komplett.
Von Kai MUDRA, ERFURT.
Die auf die Mauern aufgetragenen Bilder erzählen Geschichten, verkünden Träume. Berthold Brecht selbst greift da zur Sprühdose. Eine Rehkeule flankiert ihn genauso wie ein Stern. Kein Gott, kein Staat, kein Mietvertag holpert sich ein Reim über den Boden des besetzen Geländes, zerschlagene Fensterscheiben an einer alten Werkhalle. In ihrem Inneren haben die Aktivisten hunderte Autoreifen aufgetürmt. Wofür? Barikaden, vermutete einer der Polizisten, die das Gelände gestürmt und eingenommen hatten. Ein halbes dutzend Fahrräder, mehr oder weniger zerlegt und zwei Autos ( auch ihr Zustand eher traurig. Und überall Müll Schmutz und immer wieder Dreck.
Unzählige Einkaufswagen stehen oder liegen herum. Was in Wohnungen in Schränke sortiert worden wäre, wurde im besetzen Areal dort hinein geworfen, Klamotten, leere Flaschen, ganz egal.
Geschlafen wurde in den Häusern, notdürftig auf Matratzen. Beschädigte Öfen zeugen von den Schwierigkeiten, die Räume im letzten Winter warm zu halten. Möglichkeiten zur Körperpflege gab es kaum. Dafür war das Gelände aber gegen ein Eindrigen von außen gesichert worden. Die Besetzer wussten, dass die Räumung drohte.
Auf die Landung der Polizei aus der Luft waren sie dann zum Glück aber doch nicht vorbereitet. Der Einsatz sei ohne größere Problem verlaufen, hieß es anschließend. Es habe weder unter den Beamten noch bei den Hausbesetzern oder ihren Sympathisanten Verletzte gegeben, erklärte ein Polizeisprecher, aber 59 vorläufige Festnahmen, die ein Haftrichter prüfen soll.