Thüringer Allgemeine vom 17.04.2009

Sinnlose Zerstörung


Brandstiftung in der ganzen Stadt / Zusammenhang mit geräumtem Haus in Erfurt vermutet
Im gesamten Weimarer Stadtgebiet sind gestern Brandanschläge auf Wertstoffcontainer verübt worden. Vom Morgen an waren Polizei und Feuerwehr im Einsatz. Der Schaden geht in die Zehntausende.

Von unseren Reportern, WEIMAR.

Das hat es in der Stadtgeschichte noch nicht gegeben. Vom Morgen bis in den späten Abend brannte es in Weimar. Und das nahezu an allen Ecken. Begonnen hatte die Brandserie an der Erfurter, Ecke Richard-Strauß-Straße 6.50 Uhr. Am Mittag folgte eine zweite Welle, am Nachmittag eine dritte. So ging es weiter bis in die Nacht. Bis Redaktionsschluss weitete sich die Zahl der Löscheinsätze der Feuerwehr auf acht an zwölf Containerplätzen aus. Insgesamt gingen 40 Container in Flammen auf: in der Asbachstraße und der Schlossgasse, der Humboldtstraße, der Erfurter und der Sibeliusstraße, der Wallendorfer Straße, am Papiergraben, an der Fürnbergschule (Mörikestraße), am Frauenplan, am Horn sowie an der Windischen- und Washingtonstraße.
Schnell war auch eine Tätergruppe unter Verdacht. Denn die Brandstiftungen standen nicht nur im zeitlichen Zusammenhang mit der Räumung des besetzten Hauses auf dem einstigen Topf-und-Söhne-Gelände in Erfurt. Schon bei den ersten Bränden berichteten Zeugen von schwarz Vermummten, die am späteren Brandort gesehen wurden. Die Brandstifter gingen dabei durchaus professionell vor: Sie legten Brandsätze mit Verzögerung, so mussten sie nicht einmal auffällig schnell die Tatorte verlassen. Bei der Räumung des besetzten Hauses in Erfurt waren vergleichbare Brandsätze ebenfalls gefunden worden.

Am Mittag griff Polizeichef Ralf Kirsten zu einer außergewöhnlichen Maßnahme: Er ging mit Oberbürgermeister Stefan Wolf in die Gerberstraße und appellierte - ohne konkrete Vorwürfe zu erheben - die Nutzer des alternativen Jugendtreffs mögen ihren Einfluss geltend machen, das sinnlose Treiben zu beenden. 20 Minuten später brannte der nächste Container.
Weimars Wehr hat einen solchen Tag noch nicht erlebt. Zeitweilig waren über 50 Feuerwehrleute im Einsatz. Neben der Berufsfeuerwehr wurden die Freiwilligen von Ehringsdorf, Mitte, Schöndorf und Taubach alarmiert. Die Polizei bekam Verstärkung durch die Einsatzbereitschaft, kurzzeitig auch durch einen Hubschrauber.