Autos und Container in Flammen Besetzung eines leerstehenden Hauses in der Pilse misslungen
Erfurt. (tlz/fk) Nach der Räumung des besetzten Hauses kommt Erfurt nicht zur Ruhe: Eine Gruppe von Menschen nahm Sonnabend kurz nach Mitternacht das leerstehende Haus in der Pilse 14 in Besitz. Zuvor hatte eine neuerliche Protest-Demonstration durch die Altstadt geführt. Es wurden in der Pilse Transparente mit der Aufschrift Dieses Haus ist besetzt und Die Häuser denen, die drin wohnen aufgehängt. Am Morgen gegen 9.30 Uhr räumte die Polizei das Gebäude, zwei Personen wurden festgenommen. Eine Person befand sich auf dem Dach und konnte erst durch die Feuerwehr mit der Drehleiter herunter geholt werden.
Unterdessen wird aus dem Kreis der Hausbesetzer und Sympathisanten das Vorgehen der Polizei auf dem Topf-&-Söhne-Gelände weiter kritisiert: Es sei falsch, dass es bei der Räumung keine Verletzten gegeben habe. Durch das rabiate Vorgehen der Polizei seien mindestens fünf Personen in der Sitzblockade verletzt worden, einer jungen Frau sei die Nase gebrochen worden, weitere hätten einen Arzt aufsuchen müssen. "Des weiteren erlitten mehrere Menschen durch das brutale Vorgehen Hämatome und Schürfwunden", heißt es. Während der Räumung der Blockade seien Menschen ins Gesicht geschlagen worden. Auch bei den Festnahmen seien einzelne Personen von den Polizisten getreten und trotz gefesselter Hände mehrere Minuten auf den Boden gedrückt worden. "Die Gefangenen wurden bis zu sechs Stunden in einem Gefängnisbus festgehalten, wobei ihnen sowohl Wasser und Nahrung als auch der Zugang zur Toilette verweigert wurden. Wenn sich über die unzumutbaren Zustände beschwert wurde, stellten die Polizisten einfach die Musik des Autoradios lauter", wird kritisiert.
Den Einsatz Thüringer Polizeieinheiten zur Räumung des besetzten Hauses auf dem Gelände der Firma Topf und Söhne befürwortet Thomas L. Kemmerich, Kreischef der Erfurter FDP, ausdrücklich: "Da alle Lösungsansätze im Vorfeld von Seiten der linksautonomen Besetzer abgelehnt wurden, war ein Durchgreifen nach Anordnung des Erfurter Landgerichtes erforderlich, um das Areal an der Rudolstädter Straße für die Nutzung als Wohn- und Gewerbefläche zugänglich zu machen."
Scharf kritisiert Kemmerich die Ausschreitungen im Zuge der Demonstration durch die Erfurter Innenstadt wenige Stunden nach dem Polizeieinsatz. Brennende Wertstoffcontainer und Attacken gegenüber Polizeibeamten zeigten, dass das Gewalt- und Zerstörungspotenzial gewisser Gruppierungen nicht zu unterschätzen sei.
In der Nacht zum Sonntag wurden in Erfurt drei Fahrzeuge und sieben Müllcontainer angezündet, teilte die Polizei mit. Bereits 21.30 Uhr wurden über ein Tor der Polizeidirektion Erfurt in der Andreasstraße 38 durch Unbekannte Täter zwei Molotow-Cocktails geworfen. Damit wurde ein ziviles Polizeifahrzeug in Brand gesetzt und komplett zerstört. Gegen Mitternacht wurde eine Papiertonne im Bereich der Schlüterstraße durch Unbekannte in Brand gesetzt. In der Michaelisstraße wurde gut zweieinhalb Stunden später ein Papiercontainer entzündet. Ein BMW fing dabei Feuer. Der Sachschaden wird auf 5000 Euro geschätzt.
Im gleichen Zeitraum wurde ein VW in der Furthmühlgasse fast vollständig zerstört. Auch hier war eine in Brand gesetzte Mülltonne die Ursache für das ausgebrannte Fahrzeug. Sachschaden: 15000 Euro. Durch die Hitzeeinwirkung eines brennenden Papiercontainers am Juri-Gagarin-Ring zersprang die Fensterscheibe eines Büros. Teile eines VW wurden ebenfalls beschädigt. Schaden: 3000 Euro. Im Bereich Auenstraße/Albrechtstraße ging 3.30 Uhr eine Mülltonne in Flammen auf. Wenig später brannte in der Iderhoffstraße ein Papiercontainer. Gegen 4 Uhr wurde in der Franckestraße eine Tonne durch Unbekannte entzündet. Die Polizei und die Feuerwehr mussten gegen 5.50 Uhr in der Greifswalderstraße anrücken. Unbekannte Täter hatten einen Honda in Brand gesetzt. Gegen sieben Personen ermittelt die Kriminalpolizei. Gegen die sechs Männer und eine Frau laufen freiheitsentziehende Maßnahmen, teilte die Polizei gestern mit.