Thüringer Allgemeine vom 8.05.2009

Besetzer kritisieren Polizei


Erfurter Hausbesetzer verteidigten gestern erneut ihre Aktion und kritisierten massiv die Polizei.
ERFURT.

Die Besetzung des KZ-Ofenbauers Topf & Söhne sei acht Jahre lang geduldet worden, erklärte ein Sebastian vom Plenum des besetzten Hauses gestern in Erfurt. Den Vorwurf, dass all ihre Aktionen auf der Basis von Unrecht geschehen waren, weil das Gelände widerrechtlich okkupiert wurde, wiesen die Besetzer zurück. Sie kritisierten ihrerseits den Polizeieinsatz zur Räumung des Areals am 16. April als unangemessen.
Die Besetzer distanzierten sich nicht eindeutig von gewalttätigen Aktionen aus ihrem Umfeld und von Unterstützerkreisen, bei denen Mülltonnen oder Autos ( darunter ein Fahrzeug der Polizei ( in Flammen aufgegangen waren.
Die Hausbesetzer kritisierten massiv den Polizeieinsatz zur Räumung. Die Beamten hätten Tränengas eingesetzt und Blendgranaten, hieß es. Zudem seien gezogene Waffen auch auf die Sitzblockade vor dem Haus gerichtet worden. Den Vorwurf, dass gegen die Einsatzkräfte Pflastersteine geworfen wurden, wiesen die Besetzer damit zurück, dass unter ihnen eine riesige Ohnmacht angesichts der Übermacht geherrscht habe.

Polizei und Justiz warfen die Jugendlichen vor, sie zu kriminalisieren, um so Gründe für den Haftrichter zu haben. Nach Angaben der Hausbesetzer mussten sich in den Tagen nach der Räumung 23 Betroffene in ärztliche Behandlung begeben.
Die Polizei hatte nach der Räumung erklärt, dass es keine Verletzten gab und den massiven Einsatz damit begründet, dass Gewalttaten befürchtet wurden. Der Thüringer Landtag wird sich heute ebenfalls mit dem Polizeieinsatz am 16. April befassen.