Thüringische Landeszeitung vom 8.05.2009

Obdachlos, aber in der Stadt geblieben


Topf & Söhne-Besetzer kritisieren Polizei Erfurt. (tlz/fk)
Obdachlos, doch weiterhin in der Stadt geblieben seien sie. Jene Menschen, die sich zur Hausbesetzerszene zählten, würden noch von sich hören lassen, wurde aus ihren Reihen gestern im Rahmen einer Pressekonferenz bei Radio F.R.E.I. angekündigt. Vor allem aber wurde Kritik laut: Am massiven und überzogenen Einsatz der Staatsmacht bei der Räumung des Topf & Söhne-Geländes. Widersprechen wollen Hausbesetzer, Unterstützer und Blockierer der Darstellung, dass der Polizeieinsatz besonnen und deeskalierend gewesen sei. Tränengas und Blendschockgranaten seien zum Einsatz gekommen, das furchteinflößende Vorgehen der Polizei habe an einen Antiterroreinsatz erinnert, sei repressiv und brutal gewesen, die anschließende Behandlung schlicht Folter, seien doch Nahrung, Trinkwasser und der Gang auf die Toilette verwehrt worden. Waffen seien gerichtet gewesen auf frühstückende, Bier trinkende oder friedlich an einen Betonklotz gekettete Besetzer, wie Betroffene aus eigenem Erleben schilderten. Gänzlich überzogen gewesen sei der Polizeieinsatz gegen die abendliche Demonstration. Der Anmelder kündigte an, er wolle noch diese Woche Anklage erheben gegen die Einsatzleitung. Auf Gewalt, die allein von der Polizei ausgegangen sei, sei reagiert worden, hieß es gestern. Und auf TLZ-Nachfrage, zu Steinwürfen gegen Polizisten und brennenden Autos, dass dies vor allem eines gewesen sei: ein Zeugnis von Ohnmacht.