Pressemitteilung vom 22.2.2007

Zum Erinnerungsort auf dem ehemaligen Topf & Söhne Gelände


Wir - die Besetzer_innen eines Teils des ehemaligen Topf & Söhne Geländes - erfuhren bei der Podiumsdiskussion am 2.2.2007 im Theater "Die Schotte" von dem Vorgehen und dem jetzigen Stand zum geplanten Erinnerungsort Topf & Söhne. Im vormaligen Verwaltungsgebäude der Firma, die Leichenverbrennungsöfen für Auschwitz hergestellt hatte, will die Stadt vom neuen Besitzer einen Teil des Gebäudes für einen Erinnerungsort mieten.
Allerdings wird über den Umgang und die inhaltliche Ausgestaltung des Erinnerungsortes ohne Einbeziehung der Öffentlichkeit verhandelt. Erst wenn Vertreter_innen der Stadt und des Förderkreises "Geschichtsort Topf & Söhne" sowie der Investor sich auf ein Konzept geeinigt haben, wird die Öffentlichkeit informiert.

Unklar ist zur Zeit zum Beispiel, ob neben der Ausstellung "Techniker der Endlösung" noch Räume für die weitere thematische Auseinandersetzung und für Bildungsveranstaltungen zur Verfügung stehen werden, die für einen Erinnerungsort von großer Wichtigkeit sind. Aber auch die Kennzeichnung anderer Gebäude des Täterortes ist bisher nicht fest eingeplant. Ohne zumindest eine Kennzeichnung anderer Orte (der Produktion oder z.B. der Zwangsarbeiter_innen-Baracke) wird das Ausmaß der freiwilligen Mittäter_innenschaft am Holocaust schwer aufzuzeigen sein.

Wir befürchten, dass die Stadt mit der Einrichtung eines kleinen Erinnerungsortes die kontroversen Auseinandersetzungen zum Thema Topf & Söhne befrieden will, jedoch ansonsten das Stadtbild von Erinnerungen an diese immense Mittäter_innenschaft "befreit" sehen möchte. Zudem kritisieren wir die Argumentation entlang der vielbeschworenen Sachzwänge von Seiten der Stadt. Vor allem auf dem Gelände, auf dem vor mehr als 60 Jahren die Menschen auch "nur" ihre Pflicht erfüllten, ihren Job machten oder ähnlichen "Zwängen" nachgekommen sind, sollten finanzielle Bedenken nicht über die angemessene Auseinandersetzung mit der Firma Topf & Söhne gestellt werden.

Mit Bitte um wohlwollende Beachtung,
die BesetzerInnen eines Teils des ehemaligen Topf & Söhne Geländes