Immer wieder gab es in den vergangenen Jahren Situationen, in denen sich die Bewohner_innen des Besetzten Hauses in Erfurt für ein Weiterbestehen ihres Projektes stark machen mussten. Nie sei die Bedrohung des soziokulturellen Zentrums auf einem Teil des ehemaligen Topf & Söhne Geländes so existenziell wie jetzt gewesen, erklärten die Besetzer_innen jetzt in einer Pressemitteilung. Seit Anfang des Jahres 2007 gibt es einen neuen Besitzer, der nun alle Gebäude so schnell wie möglich abreißen möchte. Der Abriss ist schon entschieden, obwohl der Beschluss zur Änderung des Bebauungsplans durch die Stadt noch aussteht.
In den Verhandlungen der Stadtverwaltung mit dem Eigentümer Herr Golla (Domicil Hausbau GmbH + Co. KG; Mühlhausen) wurde zugesichert, dass er außer dem Verwaltungsgebäude über den Rest des Geländes frei verfügen kann. Diese Entscheidung wurde über die Köpfe der Besetzer_innen hinweg getroffen. "Damit beschloss die Stadt das Ende eines seit über sieben Jahren bestehenden selbstverwalteten Projektes, dass von vielen verschiedenen Menschen und Gruppen für politische und kulturelle Aktivitäten genutzt wird", sagte Johanna Klein, eine Sprecherin der Besetzer_innengruppe.
Das besetzte Haus ist ein sozial-kulturelles-politisches Projekt, welches in Thüringen Seltenheitswert besitzt und für viele Menschen zu einem wichtigen Bezugspunkt geworden ist. Von einer Aufgabe des Besetzten Hauses von Seiten der Bewohner- und Nutzer_innen kann jedoch keine Rede sein: "Dieses Projekt, in das wir fast acht Jahre viel Kraft und Hoffnung gesteckt haben, lassen wir uns nicht kaputt machen!",so Johanna Klein.
Die Stadt habe bisher noch kein ernsthaftes Angebot für ein Ersatzobjekt gemacht. Schon bevor dieses Haus besetzt wurde, habe die Erfurter Stadtverwaltung Verhandlungen um ein selbstverwaltetes Hausprojekt über Jahre verschleppt. Dadurch wirke es zunächst in den Augen vieler Leute als Hohn, wenn die Stadt nun wieder von einem Ersatzobjekt spricht.
"Wir wollen nicht darauf warten, bis uns irgendwann eine annehmbare Lösung ins Haus flattert. Wir werden für den Erhalt unseres Projektes kämpfen und hoffen auf die Unterstützung aller, denen das Besetzte Hausprojekt ans Herz gewachsen ist", ergänzte die Sprecherin. Die Verhandlungen mit der Stadt wolle man aber selbstverständlich weiter führen, bereits am Freitag, 12. September, hatte ein Gespräch zwischen Oberbürgermeister Andreas Bausewein und Bürgermeisterin Tamara Thierbach sowie drei Besetzer_innen stattgefunden. In dem Gespräch forderten die Vertreter_innen der Stadt eine juristische Person, um weitere Verhandlungen führen zu können, konnten aber noch keine Ausweichobjekte nennen.
Die Aktivist_innen wollen in den nächsten Wochen und Monaten mit vielfältigen Aktionen auf ihr Anliegen aufmerksam machen, so ist unter anderem eine Demonstration durch die Landeshauptstadt geplant.
die BesetzerInnen eines Teils des ehemaligen Topf & Söhne Geländes