Pressemitteilung vom 5.10.2008

Party in besetzter Straßenbahn


Vergangenen Samstag besetzte eine Gruppe von rund 40 Personen nacheinander mehrere Straßenbahnen und feierte eine ausgelassene Party. Ziel der Aktion war es auf die bedrohte Lage des besetzten Hauses auf einem Teil des ehemaligen Topf & Söhne Geländes aufmerksam zu machen. "Wenn das Besetzte Haus geräumt werden soll, müssen wir uns neue Räume suchen." sagte eine Aktivistin dazu.
Flugblätter klärten die Fahrgäste über den Sinn der Party auf und luden dazu ein mit zu feiern. Auch Sekt wurde verteilt. Konfetti, Luftballons und Musik sorgten für die richtige Partystimmung. Mehrere Stunden fuhren die Aktivisten und Aktivistinnen durch die Erfurter Innenstadt.
Hintergrund der Aktion ist, dass dem neuen Eigentümer des Geländes, der Domicil Hausbau GmbH & Co KG, die Abrissgenehmigung erteilt wurde. Nun sollen die meisten Gebäude so schnell wie möglich abgerissen werden - so auch das Besetzte Haus. Firmenbesitzer Herr Golla möchte dort Mischgewerbe und Wohnungen errichten. Dazu Johanna Klein, eine Pressesprecherin der BesetzerInnen: "Die Genehmigung des Abrisses bedeutet gleichzeitig das Ende des Projekts. Dies werden wir nicht einfach hinnehmen."

"Momentan befindet sich die rechte Szene auf dem Vormarsch. Alternative Subkulturen und Minderheiten werden mit Hilfe einer neuen Stadtordnung aus dem öffentlichen Raum verdrängt. Auch der Bereich der alternativen Kultur sieht sich stetigen Kürzungen ausgesetzt. Dies alles macht deutlich wie wichtig ein solidarisches kulturelles und politisches Projekt, wie das Besetzte Haus, aktuell ist." so Johanna Klein weiter.
Ein Teil des ehemaligen Firmengeländes in der Rudolstädterstraße wurde vor über sieben Jahren besetzt. Seit dem hat sich an diesem Ort ein einzigartiges Projekt entwickelt. Es bietet Raum zum Wohnen und Platz für zahlreiche Veranstaltungen. So gibt es Bandproberäume, Konzert- und Partyräume, ein Kino, einen Umsonstladen, einen Infoladen/Lesecafe, Werkstätten, eine Sporthalle und vieles mehr. Außerdem setzen sich die Besetzerinnen und Besetzer kritisch mit der Geschichte der Firma Topf & Söhne auseinander und fordern einen angemessenen Geschichtsort an dem historischen Ort.

Die Straßenbahnparty ist nur ein kleiner Teil der Protestkampagne. Für den 22. November ist unter dem Motto "Hände weg vom besetzten Haus Erfurt" eine Demonstration geplant. "Auch weiterhin werden wir für den Erhalt unseres Projektes kämpfen. Wir wollen das Besetzte Haus in seiner jetzigen Form erhalten. Die in den vergangenen Jahren aufgebauten Räumlichkeiten werden wir nicht einfach aufgeben." sagte Johanna Klein. Von der Stadt sind bisher keine ernsthaften Ersatzobjekte benannt worden.

die BesetzerInnen eines Teils des ehemaligen Topf & Söhne Geländes