Pressemitteilung vom 15.3.2009

Richter will Räumung - am liebsten sofort!


Am Freitag den 13. März wurde am Landgericht Erfurt der Prozess über eine einstweilige Verfügung zur Räumung des besetzten Teils des ehemaligen Topf & Söhne-Geländes geführt. Durch die Polizei wurden die Personalien der rund 30 Prozessbesucher_innen aufgenommen sowie deren Taschen durchsucht. Der vorsitzende Richter fand die Argumentation vom Anwalt des Eigentümers Golla plausibel, dass die 21 Antragsgegner_innen die Hausbesetzer_innen seien, obwohl nur diffuse Indizien daür beigebracht wurden. Zum Beispiel gelten für das Gericht auch Menschen als Hausbesetzer_innen, deren Personalien lediglich beim Brand eines Gebäudes in der Rudolstädterstraße festgestellt worden sind. Auch Bürgermeisterin Thierbach war dort anwesend und wäre - dieser Logik folgend - ebenfalls Besetzerin.

Der normalen Rechtssprechung völlig entgegengesetzt verlangte der Richter von den Antragsgegner_innen, diese sollten beweisen, dass sie nicht auf dem besetzten Gelände wohnen. Das Urteil wird am 27. März verkündet. Aufgrund der Aussagen des vorsitzenden Richters Schilling gehen wir von einer Verurteilung zur Räumung aus. Ob er die falschen Menschen verurteilt, war für den Richter zweitrangig. Wichtiger scheint ihm, dass diese nach seiner Ansicht klar "kriminelle" Sache ein Ende hat. Was das für die Menschen und die politisch, kulturellen und sozialen Projekte auf dem besetzten Teil des Geländes bedeutet, scheint ihm nicht bewußt oder aber egal zu sein. "Dass der Richter einfach behauptete, das Projekt könne ja auch ohne Urteil jederzeit wegen Hausfriedensbruch geräumt werden, zeugt von seiner Unkenntnis über den Sachverhalt und seinem autoritärem Rechtsverständnis. Durch die 7,5 jahrelange Duldung, die der neue Eigentümer fast zwei Jahre lang selbst mit getragen hat, ist ein mietrechtähnliches Verhältnis entstanden, welches durchaus einen Räumungstitel für jede einzelne Person verlangt, die von dem Gelände vertrieben werden soll!" so eine Sprecherin der Besetzer_innen. Die Besetzer_innen müssen aber davon ausgehen, dass die Polizei auch ohne Räumungstitel gegen alle Besetzer_innen vorgehen wird, da dies mittlerweile der politische Wille der Verantwortlichen in der Stadt und beim Eigentümer zu sein scheint. Zu sehen ist dies u.a. daran, dass alle Bemühungen ein geeignetes Ersatzobjekt zu bekommen nicht unterstützt und teilweise sogar behindert werden.

die BesetzerInnen eines Teils des ehemaligen Topf & Söhne Geländes