Pressemitteilung vom 18.4.2002

Kundgebung anlässlich des zweiten Jahrestags des Anschlages auf die Erfurter Synagoge

Am Freitag, dem 19.4.2002 um 15 Uhr, werden die BesetzerInnen des ehem. Topf Söhne - Geländes eine Kundgebung auf dem Anger anlässlich des zweiten Jahrestages des Brandanschlags auf die Erfurter Synagoge abhalten. Den BesetzerInnen geht es dabei nicht nur um die Erinnerung an den Anschlag, sondern auch um die Thematisierung des aktuell wieder im Aufwind befindlichen Antisemitismus.

In Berlin sind am 13.4.2002 über 10.000 Menschen für Palästina und gegen Israel auf die Strasse gegangen, sie riefen Parolen wie "wir wollen keine Judenschweine". Proisraelische Veranstaltungen in Berlin und Frankfurt/M. wurden militant angegriffen, jüdische Menschen überfallen.
In Tunesien und Frankreich werden Anschläge auf Synagogen verübt.
Der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder kann sich durchaus vorstellen, deutsche Truppen nach Israel zu schicken, um dort wieder einmal das deutsche völkische Projekt durchzusetzen.
Im Deutschland des Jahres 2002 ist eine Beschäftigung mit Antisemitismus und speziell mit der deutschen antisemitischen Kontinuität offensichtlich bitter nötig.

Am 23.3.2002 zogen Faschisten auf der von Christian Worch angemeldeten Demonstration unter der Parole "Solidarität mit Palästina" durch Erfurts Straßen. Im nachhinein betrachtet, nahm der antisemitische Anschlag auf die Erfurter Synagoge im April 2000 diese aktuelle faschistische Positionierung vorweg. Unter dem Blickwinkel des deutschen, durchweg israelkritischen und propalästinensischen Diskurses und der entsprechenden Politik sind es wieder einmal die öffentlich geächteten Faschisten, die der deutschen Volksgemeinschaft augenscheinlich direkt aus der Seele sprechen - für das "Recht auf Heimat" aller "Völker" und gegen die Juden.

Für den 20.4.2002 hat Christian Worch wieder eine Demonstration angemeldet, diesmal in Weimar, die zwar vorerst verboten wurde, aber erfahrungsgemäß trotzdem stattfinden wird.
Wir wollen nicht nur mahnen, wir wollen auch dazu auffordern, den Antisemiten überall entgegenzutreten, wo sie anzutreffen sind - zum Beispiel am Samstag , zum Beispiel in Weimar.


Kundgebung in Erfurt am 19.4.2002, 15 Uhr, Anger
Gegenaktionen zum Naziaufmarsch in Weimar am 20.4.2002, ab 10 Uhr, Hauptbahnhof