Flyer zur Aktion Eröffnung des Erfurter Weihnachtsmarkts(25.11.2005)

Ohne besetztes Haus - fällt das Weihnachtsfest aus!

Irgendetwas ist heute anders als sonst - Flugblätter und Transparente sind schließlich kein alltägliches Bild auf dem Erfurter Weihnachtsmarkt. Da dieser jährlich unter großem Trubel eröffnet wird, nutzen wir heute die Öffentlichkeit um auf uns aufmerksam zu machen. "Wir", das sind die BesetzerInnen des ehemaligen Topf & Söhne-Gelände in der Weimarischen Straße.
Vor über 4 ½ Jahren wurde ein Teil dieser verfallenen Industriebrache besetzt. Dadurch entstand im Laufe der Zeit ein Projekt, welches Räumlichkeiten für Veranstaltungen, Bandproben, Konzerte und ähnliches ermöglicht. Nicht zuletzt bietet es Menschen einen Platz zum Leben. Ausgehend von diesem Haus wird Kritik an gesellschaftlichen Zuständen, wie Antisemitismus, Sexismus, Rassismus und Kapitalismus, geübt. Auch die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Geländes und seiner Rolle im Nationalsozialismus und der Shoa spielt eine wichtige Rolle. Die Erfurter Firma Topf & Söhne produzierte im Nationalsozialismus die Krematoriumsöfen und Gasabzugesanlagen für zahlreiche Konzentrationslager, wie Auschwitz und Buchenwald. Seit Beginn der Besetzung im April 2001 setzten sich NutzerInnen des besetzten Hauses mit diesem Hintergrund auf Veranstaltungen und in Diskussionen auseinander. In der Region bekamen dadurch besonders junge Leute ein Bewusstsein für die Problematik.
All das könnte jedoch schon bald zu Ende sein: Das Topf & Söhne - Gelände, auf dem sich das besetzte Haus befindet, soll gegen Ende des Jahres an die Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen (LEG) verkauft werden. Bisher befindet es sich in der Verwaltung eines Notverwalters, der die Besetzung jahrelang geduldet hat.
Die Pläne der LEG sehen vor, den Teil des Geländes, auf dem sich das ehemalige Verwaltungsgebäude der Firma Topf & Söhne befindet, der Stadt weiterzuverkaufen, damit dort ein Geschichtsort eingerichtet werden kann. Die Umsetzung dieser Forderung des Förderkreises "Geschichtsort Topf & Söhne" finden wir natürlich gut, da es doch ein Zeichen dafür ist, dass die Stadt Erfurt nach jahrelanger Ignoranz beginnt, sich mit der Geschichte der Firma auseinanderzusetzen. Andererseits beinhaltet der Plan auch die wirtschaftliche Verwertung des restlichen Geländes, was bedeutet: Abriss der noch stehenden Gebäude und Ansiedlung von einem Wohn- und Gewerbegebiet. Dieser geplante Abriss würde natürlich auch unser Projekt betreffen. Deshalb fordern wir sowohl die Umsetzung des Geschichtsortes im ehemaligen Verwaltungsgebäude als auch die Erhaltung unseres Projektes. Bis es eine politische Lösung gibt, machen wir weiter Druck auf der Strasse.

Topf & Söhne bleibt besetzt!
LEG dich nicht mit uns an!




Die BesetzerInnen des ehemaligen Topf & Söhne Geländes