Redebeitrag zur Kundgebung am 11.12.2005

Was macht das besetzte Haus-Projekt aus?

Unser Hausprojekt auf dem ehemaligen Topf & Söhne Gelände ist aus politischen, sozialen und kulturellen Gesichtspunkten erhaltenswert. Die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Geländes und deren Bekanntmachung ist eine Konstante im besetzten Hausprojekt. Bestandteil dessen sind Veranstaltungen, der Rundgang übers Gelände, Infostände und Vorträge bzw. Workshops zur Geschichte der Firma Topf & Söhne.
Doch auch andere Themen, wie aktuelles antifaschistisches Engagement, Aktionen oder Vorträge zur Kritik an Rassismus, Antisemitismus, Sexismus und Kapitalismus sind Anspruch und Realität des Projektes. Wir beteiligen uns an der Behinderung von Naziaufmärschen ebenso wie bspw. an der Aktion gegen die rassistische zur Schau Stellung von afrikanischen Menschen in einer Tierausstellung der ega oder an einer Gegeninitiative zu der nationalistischen "Du bist Deutschland" Kampagne.
Konzerte, Partys und andere kulturelle Veranstaltungen wie zum Beispiel Filmabende mit "Essen für alle" spielen in unserem Projekt ebenso eine wichtige Rolle und sind nicht wegzudenken. Neben der Möglichkeit für Soliveranstaltungen für politische Projekte und Kampagnen bieten die kulturellen Veranstaltungen Platz für Austausch und ein für alle erschwingliches sinnliches kulturelles Erleben, das heutzutage in unserer Gesellschaft meist nur für viel Geld zu haben ist. Dabei soll niemensch aufgrund seines knappen Geldbeutels oder anderer gesellschaftlicher Diskriminierungen ausgeschlossen.
Auch Bandproberäume, ein Büro, Wohnräume, künstlerische Aktivitäten und ein Lesecafe sind Teil unserer Projektes, dass Wert auf Selbstverwaltung legt. Wir wollen uns unsere Räumlichkeiten, inhaltliche Ausrichtung und die Art des sozialen Zusammenlebens - und treffens nicht vorschreiben lassen, sondern nach unseren Bedürfnissen und denen unserer Mitmenschen selbst gestalten.
Das besetzte Hausprojekt auf dem ehemaligen Topf & Söhne Gelände wird von sehr vielen unterschiedlichen Menschen und Gruppierungen genutzt. Menschen die vor allem gesellschaftlich etwas verändern wollen, Menschen die Musik machen oder anders künstlerisch tätig sein wollen, Menschen die einfach nur tanzen, spielen und sich amüsieren wollen, Menschen die eine warme Mahlzeit suchen oder einen Platz zum Schlafen, Menschen die sich mit der Geschichte des Geländes und dem NS auseinandersetzen wollen oder Menschen die aufgrund ihres Aussehens, ihres Geschlechtes oder ihrer sexuellen Neigung woanders wenig Akzeptanz finden. Im Monat nutzen ca. 500 Leute diesen politischen, sozialen und kulturellen Raum, der jetzt vom Abriss bedroht ist weil die Landesentwicklungsgesellschaft das Gelände kaufen und bis auf das Verwaltungsgebäude alles abreißen will.
Aus all diesen Gründen kommt für uns eine Verlegung unseres Projektes in ein normales Jugendzentrum o.ä. nicht in Frage. Wir sind weder jugendlich noch wollen wir betreut werden. Wir wissen sehr gut was wir wollen und haben in den letzten 4 ½ Jahren gezeigt, dass wir dies auch erreichen können. Wir sind ein selbstverwaltetes Projekt und wollen dies auch bleiben. Wir haben innerhalb der letzten 4 1/2 Jahre viel Kraft in dieses Gelände und die Renovierung und Instandhaltung der Häuser gesteckt und werden sie nicht so einfach aufgeben ob sie uns rechtlich nun gehören oder nicht.

Topf & Söhne - bleibt besetzt !



Die BesetzerInnen des ehemaligen Topf & Söhne Geländes