Flyer zum voraussichtlichen Verkauf des Topf & Söhne-Geländes im Winter 2006

Sehr geehrte Damen und Herren

Wie sie als interessierte Bürgerinnen und Bürger der Landeshauptstadt Erfurt sicherlich schon erfahren haben, gerät das ehemalige Topf & Söhne Gelände wieder in den Focus der Öffentlichkeit. War in der Vergangenheit die Brache vor allem Objekt der Auseinandersetzung um ihre historische Bedeutung, so scheint diese Diskussion nun an einem Wendepunkt angekommen. Nach langjährigen Bemühungen kommerzielle Interessen und historische Verantwortung zu vereinbaren, steht nun ein Verkauf des Geländes unmittelbar bevor. Für uns als BesetzerInnen des Geländes bedeutet dies einen tiefgreifenden Umbruch. Die bisherigen Jahre der Besetzung waren von einem wohlwollenden Desinteresse von Seiten des Notverwalters, Herrn Thomas Dithmar, gegenüber der Besetzung geprägt.

Auf dieser Grundlage konnten sich auf der ehemaligen Industriebrache verschiedene Projekte und Initiativen verwirklichen. Erwähnt seien dabei beispielsweise die Präsentation der Ausstellung "Deportation nach Belzyce" der Geschichtswerkstatt Weimar/Apolda e.V., politische Bildungs - und Diskussionsveranstaltungen seit einiger Zeit im neu eingerichteten Lesecafe, Bereitstellung von Bandproberäumen und Wohnraum und die regelmäßige Durchführung von gut besuchten Kulturveranstaltungen. Ein wichtiger Teil des Konzepts der Besetzung besteht in der Beschäftigung mit Gesellschaftskritik. In dieses Themenfeld fällt auch die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Geländes, die zu Projekten, wie dem virtuellen und realen Rundgang über das Topf & Söhne Gelände, einer Dauerausstellung und regelmäßigen Veranstaltungen zum Thema Geschichtspolitik führte. Die Erkenntnisse aus der Auseinandersetzung mit der Geschichte in die aktuelle Gesellschaftskritik zu integrieren ist dabei eines der zentralen Anliegen.

Die Forderung des "Förderkreises Geschichtsort Topf & Söhne" nach der Eröffnung eines authentischen Geschichtsortes auf dem ehemaligen Topf & Söhne Gelände ist auch seit jeher eine Forderung der BesetzerInnen. Dies ist auch der einzige sich positiv abzeichnende Aspekt des anstehenden Verkaufs des Geländes aus Sicht der BesetzerInnen. Im ehemaligen Verwaltungsgebäude soll ein Teil des Hauses für die Ausstellung "Techniker der Endlösung" und für die pädagogische Arbeit bereitgestellt werden. Wir bezweifeln, dass die Stadt Erfurt mit der Anmietung eines Teils des Verwaltungsgebäudes dem historischen Anspruch gerecht werden kann.

Scheinbar herrschen auch in der Stadt Erfurt noch Unklarheiten und Verwirrung über den geplanten Verkauf und den zukünftigen Umgang mit dem Gelände vor. In den Verlauf der Verkaufsverhandlungen ist bisher nur ein kleiner Personenkreis eingeweiht, deshalb wissen wir und auch andere interessierte Personen nicht, wer das Gelände kaufen möchte und nichts über dessen geplante Nutzung. Diese Ungewissheit ist Anlass zu großer Sorge über die Zukunft dieses Projekts.

Wir bitten sie daher unsere Forderung nach dem Erhalt des Hausprojekts und nach der Umsetzung eines angemessenen Geschichtsortes auf dem ehemaligen Topf & Söhne - Gelände zu unterstützen.


Die BesetzerInnen eines Teils des ehemaligen Topf & Söhne Geländes