Der Worte sind genug gewechselt , nun lasst uns endlich Taten sehn...
Mit diesem Satz möchten wir beginnen , denn außer Phrasen und bisher unerfüllten Ankündigungen ist bis dato von Seiten der Stadt Erfurt nichts zutage getreten , was auch nur annähernd als Ergebnis in Bezug auf den Geschichtsort "Topf & Söhne" zu bezeichnen wäre.
Jahrelang weigerte sich die Stadt erfolgreich , ihre Verantwortung für die Aufarbeitung der Geschichte der Firma "Topf & Söhne" wahrzunehmen. Das Unternehmen war im Nationalsozialismus maßgeblich an der industriellen Massenvernichtung von zahllosen Menschen beteiligt , vor allem durch die Entwicklung und Herstellung von hocheffizienten Krematorienöfen und Be- und Entlüftungsanlagen für Konzentrations- und Vernichtungslager wie Auschwitz oder Buchenwald. Auch die Wartung der Anlagen wurde von Topf & Söhne-Mitarbeitern vor Ort vorgenommen.
Erst im Jahre 2005 erfolgte aufgrund massiven Drucks von verschiedenen Seiten ein Umdenken. Die international renommierte Ausstellung "Techniker der ‚Endlösung'" wurde im Stadtmuseum gezeigt und die Stadt bekannte sich mehrfach zum historischen Geschichtsort auf dem "Topf & Söhne"-Gelände.
Jetzt müssen wir fragen:
War dieses "Umdenken" ein bloßes Einknicken unter dem Gewicht der Öffentlichkeit?
Die vom Stadtrat einstimmig beschlossene Arbeitsgruppe , die eine Schnittstelle zwischen Stadtverwaltung , Stadtratsfraktionen und zivilgesellschaftlichen Gruppen darstellen sollte , wurde lediglich einmal , im Dezember 2006 , einberufen.
Hat die Stadt nichts zu klären?
Das von Annegret Schüle erarbeitete Konzept wird seit Monaten der Öffentlichkeit vorenthalten.
Um eine offene Diskussion zu verhindern?
Der Kulturausschuss setzt sich im März 2007 für eine "sachlich angemessene , historisch verantwortliche , architektonisch sensible und kulturell überlegte" Gestaltung des Geschichtsortes auf dem Geländes durch den Investor ein.
Die verantwortlichen Stellen der Stadt schweigen sich zur konkreten Umsetzung aus.
Und wer dieser Tage über das Gelände geht , sieht, dass sie sich nicht mehr lange ausschweigen muss , um der Beschäftigung mit "Topf & Söhne" aus dem Wege zu gehen. Das Verwaltungsgebäude , der Ort , in dem der Geschichtsort eingerichtet werden soll , verfällt zusehends. Es scheint , die Dringlichkeit ist der Stadt nicht bewusst.
Oder sie wird übersehen. Vielleicht gilt hier folgender Satz:
Niemand ist so blind , wie der , der nicht sehen will.
Dabei bietet "Topf & Söhne" die Gelegenheit , sich mit einer Dimension der Shoa auseinander zu setzen , die in aktuellen Gedenkstättenkonzepten kaum repräsentiert wird -
die Verknüpfung von Industrie und Holocaust , die kritische Betrachtung
"deutscher Wertarbeit" für die Vernichtung.
So böte sich auf diesem Gelände die Möglichkeit zur ausführlichen Auseinandersetzung mit NS-Geschichte und zur gesellschaftskritischen Beschäftigung mit dem Zusammenhang von Arbeit, Technik, Wirtschaft und Verantwortung.
Eine Chance, die es zu ergreifen gilt. In kürzester Zeit. Bevor es zu spät ist…
Time is running away.
Die Besetzer_innen eines Teils des ehemaligen Topf & Söhne Geländes