Das ehemalige Gelände der Firma Topf & Söhne wurde wurde in Erfurt besetzt. Die Firma hat im NS Krematorien für KZs hergestellt. Nicht nur deshalb soll auf dem
Gelände ein autonomes Zentrum entstehen. KOMMT ALLE!
Liebe Leute,
seit dem 12.April 2K1 gibt es auch in Erfurt wieder ein besetztes Haus. Wir
rufen Euch dazu auf, uns besuchen zu kommen und uns zu unterstützten.
Doch erstmal ein bisschen Vorgeschichte:
Die aktuelle Besetzung ist das Resultat zweier
Auseinandersetzungen, die schon länger in Erfurt ausgetragen werden. Zum einen der
Kampf um ein autonomes Zentrum und zum anderen die Auseinandersetzung mit
nationalsozialistischen Kontinuitäten.
Das autonome Zentrum: Bereits 1989 kam es in Erfurt
zur ersten offenen Hausbesetzung. Damals - mit dem Zusammenbruch der DDR und dem
Entstehen der neuen Bundesländer - gab es einen Freiraum, der in vielen Städten ähnlich
genutzt wurde. Häuser wurden besetzt, bewohnt und bezogen. Wie üblich, gingen manche
Projekte wieder ein, andere gründeten sich usw. usf. 1998 waren davon noch 2 Projekte
übrig. Das autonome Jugendzentrum, in dem momentan politisch nichts mehr möglich ist
und das eher einen (linken) Jugendclub darstellt und das Korax - ein Jugendzentrum in
Selbstverwaltung, das aber 1998 geschlossen wurde. Auf der Fläche entstand ein Parkplatz.
Seitdem kam es immer wieder zu Hausbesetzungen, um ein autonomes Zentrum
durchzusetzen. Erklärtes Ziel der Besetzer/innen, war ein Zentrum ohne Sozialarbeiter/innen,
städtische Einmischung und mit einem emanzipativen Anspruch. D.h. das Zentrum soll ein
Freiraum sein, ohne rassistische und sexistische Anmachen, unkommerziell arbeiten und
Ausgangspunkt linksradikaler Politik. Durch den erzeugten Druck kam es zu Verhandlungen
zwischen einem Verein und der Stadt. 1999 beschloß die Stadt ein Haus zur Verfügung zu
stellen. Seitdem ist nichts geschehen. Die Verhandlungen können endgültig als gescheitert
angesehen werden. Die Politik des verhandelnden Vereins "Allerlei e.V." ebenso. Also
entschlossen wir uns das Problem selbst in die Hand zu nehmen und besetzten ein Haus auf
den ehemaligen Gelände der Firma Topf & Söhne.
Eine deutsche Geschichte: Die Firma Topf
& Söhne hat im Nationalsozialismus Krematorien für Konzentrations- und Vernichtungslager
hergestellt, sowie Einzelteile von Gaskammern. Ebenso beschäftigte sie ca. 300
Zwangsarbeiter/innen. Sie ist also fester Bestandteil des deutschen Vernichtungswahnes
gewesen. In der DDR wurde das Gelände der Firma durch einen VEB genutzt. Seit 1994 liegt
das Gelände brach. Seitdem versucht ein "Förderverein Topf & Söhne" auf dem Gelände eine
Ausstellung über die Verwicklung der Firma in die nationalsozialistische
Vernichtungsmaschinerie einzurichten. Bis jetzt konnte dieses Ziel nicht erreicht werden.
Die Eigentumsfrage ist ungeklärt. Das Gelände hat mehr als 10 Gebäude, eines davon haben
wir jetzt besetzt. Dass wir nicht vorhaben, irgendwelchen Nazierben einen Pfennig Miete für
dieses Gelände zu zahlen, erklärt sich von selbst. Wir werden auf dem Gelände unsere
politische Arbeit gegen Neofaschismus und deutsche Kontinuitäten fortsetzen und wollen
auch mit dem Förderkreis Topf & Söhne zusammenarbeiten. Ein autonomes Zentrum - das
sich explizit als antifaschistisch definiert -halten wir für ein passendes Projekt auf dem
Gelände, auch um der Forderung, dass auf dem Gelände zum Thema deutsche Täter/innen und
deutsche Kontinuitäten gearbeitet werden soll, Nachdruck zu verleihen.
die Besetzung: Seit
dem 12.4. ist ein Objekt nun von uns besetzt. Wir laden euch alle recht herzlich ein, uns
besuchen zu kommen, mit uns über Häuserkampf & deutsche Kontinuitäten zu diskutieren,
mit uns erste Instandsetzungen zu realisieren und mit uns gemeinsam am 30.4. für die
soziale Revolution (1) auf die Straße zu gehen. In den ersten Wochen sind Arbeiten am und
im Haus, Veranstaltungen zu Topf & Söhne sowie zum Häuserkampf und Parties & Cafes
geplant.
Das Haus ist ziemlich runter, aber das schaffen wir schon. Kommt alle.
Setzt euch
mit uns in Verbindung.
Mit solidarischen Grüßen
die Besetzer/innen des T&S Geländes
Am 30.4. fand in Erfurt ein Demonstration unter dem
Motto: "Es gibt keine Alternative zur sozialen Revolution - gemeinsam solidarisch leben und
kämpfen" statt.
Einige von uns hatten bereits mit dem Diskussionpapier "Häuserkampf und soziale Revolution" versucht dafür in
Squater/innen/kreisen zu mobilisieren.