Hier noch einmal unsere Sichtweise auf die Vorfälle um den Rauswurf des
Drummers von X während des Festivals im Besetzten Haus:
Nach dem Auftritt von X wurde von einigen KonzertbesucherInnen bemerkt, dass
der Drummer der genannten Band ein "Burzum"-T-Shirt trug. Darauf hin
angesprochen, ob er sich der Bedeutung dieser Band bewusst sei, bejahte er
dies und meinte, dass er sich nur auf die Musik, jedoch nicht auf die
faschistische Haltung des Bandleaders Kristian Vikernes beziehe. Dazu ließ er
noch etliche unsachliche Worte über "verbohrte Zecken" und dergleichen ab und
stigmatisierte sich selbst als "unpolitisch" (gibt es das?). Ihm wurde
angeboten, das T-Shirt auszuziehen, was er ablehnte. Darauf hin wurde er
aufgefordert, doch zu gehen. Dies tat er dann auch, wenn auch widerwillig.
Zu Burzum: Burzum war ein Projekt, dass sich zu Anfang
satanistisch-antichristlich gab, jedoch schnell ins nazistische abglitt.
Kristian Vikernes, das einzige Bandmitglied, gab sich in seinem Künstlernamen
den Beinamen "Quisling", welcher der Führer der Faschisten in Norwegen der
30iger Jahre war. Seine Bekundungen waren immer wieder faschistisch und auch
die Begründung für den Mord am Mayhem-Sänger (eine ähnlich populäre
norwegische Black-Metal_Band), er sei "schwuler Kommunist" gewesen, spricht
Bände. Vikernes unterhielt auch Kontakte zum militant-terroristischen "Weißen
arischen Widerstand" in Schweden (vam) und hielt mit seinem
"Herrenrassedenken" nicht hinter dem Berg. Er wurde 1994 für den genannten
Mord und mehrere Kirchen-Brandstiftungen zu 21 Jahren Gefängnis verurteilt.
Was in der Figur "Varg Vikernes" deutlich wird, ist dass sein Kultstatus durch
seine Authentizität entstand. Was er in seinem Musikprojekt vertrat, setzte
er auch als Privatperson um. Er trennte auch nicht zwischen Musik und
Gesinnung - es war und ist für ihn eins. Diese Authentizität ist in der
Black-Metal-Szene sehr hoch angesehen und soll von einer starken
Persönlichkeit zeugen. So konnte auch ein Henrik Möbus einzig und alleine
dadurch in der Szene zu Ruhm und Ehren gelangen, indem er einen Mitschüler
erschlug.
Jetzt wird jedoch von dem sich "unpolitisch" nennenden Teil der
Black-Metal-Szene immer wieder behauptet, "nur" die Musik von Burzum und
ähnlich bekloppt "authentischen" Nazis gut zu finden, deren Gesinnung jedoch
nicht. Wir denken, dass dies auf einen Unwillen zurückgeht, sich mit der
"Rechtsoffenheit" der Black-Metal-Szene auseinanderzusetzen. Viele Attribute
in der "unpolitischen" BM-Szene, wie Kriegergehabe, verklärtes Heidentum,
Herrenmenschenphantasien, Mackergehabe, passen nur zu gut in das, was auch
stramme Nazis als Selbstbildnis haben. Sich also nicht nur verbal von
"Politik" abzugrenzen und den eigenen Szene-Code zu hinterfragen, geht dann
den meisten doch zu weit.
Wir behaupten nicht, dass jedeR TrägerIn eines Burzum-T-Shirts ein Nazi ist -
er/sie ist zumindest WerbeträgerIn für faschistische Ideologien, und tut
seinen Teil dafür, diesen geistigen Dünnschiss (und den Kult im Black-Metal
darum) hoffähig zu machen. Deshalb unterstellen wir auch X nicht eine
Nazi-Band zu sein und begrüßen auch das Statement auf ihrer Homepage, auch
wenn die Gästebucheinträge des Drummers eher von Provokationen geprägt
sind. Der Drummer kann nach wie vor ins Haus zu Konzerten kommen, allerdings
ohne Burzum-Werbung und dumme Sprüche.
Bei den Konzerten im Haus bemühen wir uns, dass die Bands/DJs/... keine
Inhalte verbreiten und vertreten, die wir scheiße finden - d.h. rassistische,
antisemitische, sexistische, nationalistische und sonstige diskriminierende
Inhalte haben im Besetzten Haus nichts zu suchen.
Eine Auseinandersetzung der Band mit dem Thema Toleranz gegenüber
NS-Black-Metal, die auch über die Attribute "kontrovers" und
"diskussionswürdig" hinausgeht, wäre begrüßenswert.
Die BesetzerInnen des ehemaligen Topf & Söhne Geländes