Flugblatt zum Thema Israelkritik und PalituchträgerInnen im Haus

Das Hausplenum und die Kritik an Israel


Da es in letzter Zeit Diskussionen mit bzw. über Bands oder Veranstaltungen mit israelkritischem Inhalt im besetzten Haus gab und anscheinend diverse Gerüchte in Erfurt kursieren, möchten wir hier einiges klar stellen.

Vom Hausplenum, als politische Gruppe, wurde bisher keine Kritik an Israel geäußert und wir haben das auch in Zukunft nicht vor. Dafür gibt es mehrere Gründe:
Israel nimmt aufgrund seiner besonderen Entstehungsgeschichte[1] eine Sonderrolle als Schutzraum für Jüdinnen und Juden ein - und nur zur Erinnerung: die Generation deutscher Groß- und Urgroßeltern hatte vor ca. 60 Jahren den Versuch unternommen alle europäischen Juden und Jüdinnen auszurotten oder dies zumindest billigend in Kauf genommen. Die gesellschaftliche Stimmung in Deutschland ist derzeit (und schon seit längerem) sehr stark von antisemitischen Resentiments geprägt. Beispielsweise wären hier die Politiker Möllemann und Hohmann zu nennen, die versuchten mit antisemitischen Klischees zu punkten, oder auch die europaweite Umfrage, in der 65% der Deutschen Israel als die größte Bedrohung für den Weltfrieden angaben[2]. Die Berichterstattung über den Nahostkonflikt ist unreflektiert und einseitig und spielt oftmals mit altbekannten antisemitischen Klischees, wie dem "alttestamentarischen" Rachebedürfnis und dem kindermordenden Juden.
Wir sehen die Gefahr, dass Kritik an Israel zumeist AntisemitInnen in die Hände spielt oder antisemitische Stereotype reproduziert. Wir, und auch unser Publikum, sind in einer Gesellschaft aufgewachsen, in der antisemitische Stereotypen zum Alltag gehören und sind somit nicht frei von der Gefahr diese unreflektiert zu reproduzieren. Aus diesem Grund bevorzugen wir es, uns mit Antisemitismus auseinanderzusetzen, statt den Nahostkonflikt zu lösen.
Deshalb ist die öffentliche Kritik an und die Aufklärung über Antisemitismus ein Politikfeld des Hausplenums. Das Hausplenum bietet auch anderen Gruppen kein Podium für Israelkritik, da wir den Anspruch haben, dass im Haus keine Veranstaltungen mit israelkritischem Inhalt stattfinden und wir solche Veranstaltungen, Aktionen, etc. auch nicht unterstützen wollen. Personen bzw. Gruppen, denen wir aufgrund solcher Inhalte absagen, werfen wir damit jedoch nicht pauschal Antisemitismus vor.

Ein anderes Thema für nichtendenwollende Gerüchte, ist der Umgang mit PalituchträgerInnen im besetzten Haus. Wir finden das Tragen von Palitüchern grundsätzlich kritisierenswert (3), denken aber, dass nicht allein durch das Tragen eines Palituches die Motivation bzw. die Position der Trägerin deutlich wird. Das Palituch wird leider immernoch für ein Symbol linker Identität gehalten. Deshalb ist unserer Meinung nach mehr Aufklärung über die Bedeutung dieses Tuches notwendig. Wir versuchen BesucherInnen mit Palituch anzusprechen und sie über die Symbolik des Tuches zu informieren. Sollte sich bei dem Gespräch mit einer palituchtragenden Person herausstellen, dass eine antisemitische Motivation vorhanden ist, wird die Person selbstverständlich des Hauses verwiesen.

[1] Einer der Hauptgründe für die Gründung Israels ist der Versuch der Schaffung eines Schutzraumes für Jüdinnen und Juden nach dem Holocaust.
[2] Meldung bei Heise.de: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/16/16004/1.html
Komplettes Umfrageergebniss: http://europa.eu.int/comm/public_opinion/flash/fl151_iraq_full_report.pdf
[3] Das Palituch wurde zum eigentlichen Symbol für den "palästinensischen Befreiungskampf". Einen kurzen Text zur Geschichte des Palituches, der ursprünglich von JungdemokratInnen/Junge Linke geschrieben und verteilt wurde, findet ihr unter: http://www.antifa-duisburg.de/pali.htm Die polemischen Formulierungen finden wir im übrigen nicht ganz so angemessen.




Die BesetzerInnen des ehemaligen Topf & Söhne Geländes