In diesem Brief an die Stadtverwaltung wollen wir, die Besetzerinnen und Besetzer der Rudolstädter Straüe 23 über die Diskreditierungsversuche seitens des Ordnungsamtes, Umweltamtes, Gesundheitsamtes, Bauordnungsamtes und der Polizei beschweren.
Vor ca. vier Monaten besetzten wir einen Teil des ehemaligen Topf- und Söhne- Fabrikgeländes, um dort Platz für Diskussionsveranstaltungen, Vorträge, Wohnraum, Konzerte, politische Organisierung u. s. w. zu schaffen. Nach über drei Jahren erfolgloser Verhandlungen und zwei Räumungen besetzter Häuser durch die Polizei ergriffen wir eigene Initiative. Nach anfänglichen (vergeblichen) Versuchen durch den Oberbürgermeister den Verwalter des Geländes zum Räumen zu bewegen, werden wir bis heute geduldet.
Während all dieser Zeit haben die ämter der Stadtverwaltung versucht, unsere Aktivitäten zu unterbinden. Derart werten wir auch das, was sich am Montag, den 30.7.01 ereignete:
Obwohl die prekäre bauliche Situation unseres Teils des Geländes schon von Anfang an sowohl den ämtern, der Polizei, dem Verwalter als auch uns bekannt war, kamen die drei Erstgenannten auf unser Grundstück und führten eine oberflächliche Prüfung durch, die darin bestand, 10 Minuten zügig durch das Haus zu laufen. Am meisten noch nutzte die Polizei die Gelegenheit, um sich gleich noch über die Sicherung des Geländes gegen eine eventuelle Räumung durch die Polizei zu informieren. Nach kurzen Blicken konstatierten die Behörden, daü es in Punkten der Hygiene und der statischen Sicherung des Hauses Mängel gebe.
Später wandten sie sich an die Presse, in der die Mängel am baulichen Zustand des Hauses als eine Neuigkeit präsentiert wurden, der mensch nun mit bürokratischer Regelung nachkommen müsse. Zumal wir doch erst auf Gebäude derart ausweichen muüten, nachdem uns die Stadt kein dem Konzept entsprechendes zur Verfügung gestellt hat und uns aus Häusern besseren Zustands wieder hinauswarf. Das Ergebnis erfuhren wir auch erst aus der Presse, das bei der Begehung durch die Behörden erst gar nicht mit anwesenden BesetzerInnen über das Ergebnis gesprochen wurde. Es lautet: keine öffentlichen Veranstaltungen mehr.
Unausgesprochen blieb, daü wir seit vier Monaten an der Sicherung und Bewohnbarmachung des Geländes arbeiten und schon anfangs deklarierten, daü wir auch während der Instandbesetzung das Areal öffentlich zugänglich machen würden. Dank des Ordnungsamtes wissen Besucherinnen und Besucher ja jetzt, was sie auf diesem Gelände erwartet. Wir werden kräftig weiterbauen an sanitären Anlagen, der Stromversorgung und dem Feuerschutz. Es soll aber offen gesagt werden, wenn es einigen noch nicht klar ist: Wahrscheinlich werden wir aber nie den von der Stadt geforderten Bedingungen entsprechen. Das ist aber auch nicht unser Ziel.
Wir fordern die Stadtverwaltung deshalb auf, Diskreditierungsversuche in der Presse gegen uns zu unterlassen und die Grauzone unserer Existenzweise zu tolerieren und zu respektieren.
Stets höflich grüüend,
die Besetzerinnen und Besetzer