Im Herbst 1941 erhielt die Firma Topf & Söhne neue Aufträge für das damalige
Lager für sowjetische Kriegsgefangene in Auschwitz. Die SS wollte dort
Großkrematorien bauen und forderte stärkere Öfen an.
Der Oberingeneur Kurt Prüfer entwirft Drei-Muffel-Öfen (Verbindung von 3
Brennkammern) und die SS bestellt 5 dieser Öfen für Auschwitz. Dies fällt
zusammen mit der Änderung der Funktion von Auschwitz vom Konzentrations- zum
Vernichtungslager. Seit Herbst 1941 kommt in Auschwitz Zyklon B zur schnellen
Tötung von Menschen zum Einsatz. 1942 wird auf der Wannseekonferenz die
sogenannte "Endlösung der Judenfrage" beschlossen, was die Ermordung von 6
Mio. Jüdinnen und Juden zur Folge hat. Hier beginnt die Shoa.
Zur gleichen Zeit laufen auch bei Topf & Söhne Planungen für den Bau drei
weiterer Krematorien in Auschwitz-Birkenau. Nach einer Besprechung im August
1942 zwischen SS und Kurt Prüfer werden dessen Acht-Muffelöfen (Verbindung von 8
Brennkammern) von der SS für Auschwitz-Birkenau bestellt und geliefert. Es
wurden damit Anlagen zur Massenvernichtung von Menschen errichtet.
Bild: Krematorium in Auschwitz-Birkenau
Kurt Prüfer sagte später im Verhör nach seiner Festnahme aus, dass er wusste
was mit der Errichtung der Krematorien in der Nähe der "Badeanstalten für
Sonderaktionen" gemeint war.
Mitarbeiter der Firma waren bis zu 12 Monate vor Ort, um Anlagen zu
installieren und den Betrieb zu kontrollieren, so z.B. die Monteure Wilhelm Koch, Martin
Holick und Heinrich Messing.
Im März 1943 fand die Inbetriebnahme der Gaskammern und Verbrennungsöfen unter
Anwesenheit von Kurt Prüfer und Karl Schultze (Leiter der Abteilung
Gebläsebau) statt. Sie beobachteten die reibungslose Vergiftung von ca.
150-300 Menschen, um die Funktionsfähigkeit ihrer Anlagen zu kontrollieren.
Darüber erstatteten sie im Nachgang Bericht bei Topf & Söhne in Erfurt.
Im Januar 1945 wurden die Krematorien in Auschwitz Birkenau wegen der
herannahenden Front gesprengt. Vorher demontierten aber Mitarbeiter der Firma
Topf & Söhne die Verbrennungsöfen und die Be- und Entlüftungsanlage der
Gaskammer. Geplant war, diese Anlagen im Konzentrationslager Mauthausen
wiederzuverwenden. Aufgrund der Entwicklung des Krieges wurde dies
glücklicherweise nicht mehr umgesetzt.