Deutsche Reichsbahn - Logistik des Holocaust
Wenige hundert Meter vom Firmengelände entfernt befindet sich in Sichtweite der Erfurter Bahnhof. Von dort transportierte die Reichsbahn die Öfen von Topf&Söhne an ihren Bestimmungsort.
Im Mai 1942 starteten hier die ersten Deportationen von Erfurter Jüdinnen und Juden.
Die Organisation der Deportationen aus dem gesamten Reichsgebiet in die Vernichtungslager stellte für die Reichsbahn eine verkehrstechnische Herausforderung dar, denn neben dem zivilen Fahrplan mussten auch noch Militärtransporte organisiert werden.
Die Reichsbahn war nicht der SS oder der Gestapo unterstellt, deshalb mussten alle Massendeportationen offizell in Auftrag gegeben werden.
Der Amtsweg für die Organisation dieser Transporte lief vom Reichssicherungshauptamt über die Unterabteilungen 21 (Personenzüge) und 211 (Sonderzüge) des Reichsverkehrsministeriums hin zur Reichsbahn. Diese war in drei Generalbetriebsleitungen gegliedert. Deren Dezernate "Personenzugfahrplan" und "Personenwagendienst" leiteten die Züge in die Ghettos, Durchgangs- und Todeslager. Die Reichsbahn bestand darauf, dass alle Transporte so einheitlich wie möglich gestaltet werden sollten. Um den anderen Bahnverkehr nicht zu behindern sollten mindestens 1000 Personen pro Zug befördert werden.
Obwohl die Deportationszüge aus Güterwaggons bestanden, buchte die SS die Juden und Jüdinnen bei der Reichsbahn als gewöhnliche Fahrgäste. Der Preis bestand aus dem 3.Klasse-Fahrpreis von vier Pfennig pro Streckenkilometer und Person; Kinder unter zehn Jahren "reisten" unentgeltlich. Die Deportierten mussten ihre Todesfahrt selbst bezahlen.
Die Reichsbahn löste ihren Deportationsauftrag absolut zuverlässig und ohne jeden Anflug eines moralischen Zweifels. Es gibt keine Verwaltungsakten aus denen hervorginge, dass es eine Arbeitsverweigerung der Angestellten oder Beamten gab, die aus moralischem Skrupeln angesichts der "Sonderzüge nach Auschwitz" resultiert hätte.
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