Die Hausbesetzung auf dem ehemaligen Topf und Söhne Gelände
Das Gebäude, in dem die Belüftungsklappen für die Gaskammern in Auschwitz hergestellt wurden, ist die ehemalige Klempnerei der Firma Topf und Söhne. Es wurdeam 12.4.2001 zusammen mit weiteren Teilen des Geländes besetzt. Der dringend benötigte Raum wurde sich genommen, um Infoveranstaltungen zu organisieren, einen Ort für Diskussionen und Treffen zu haben, Konzerte zu veranstalten und um Räume zum Wohnen, Politik machen und Abhängen zu haben.
Bild: Veranstaltungsraum im besetzten Haus
Die HausbesetzerInnengruppe beschäftigt sich mit der Entwicklung einer Kritik an den bestehenden Verhältnissen, um Wege zur Umsetzung unserer Vorstellungen zu finde. Wir streben nach einer Gesellschaft, in der das Ziel nicht die Erschaffung von Mehrwert ist, sondern in der die Befriedigung der Bedürfnisse aller Menschen die oberste Priorität besitzt - dies setzt eine Abschaffung des Kapitalismus voraus. Die HausbesetzerInnengruppe tritt jedoch nicht nur für die Abschaffung des Kapitalismus, Antisemitismus und Nationalismus, sondern für die Abschaffung jeglicher gesellschaftlicher Zwangsverhältnisse ein, wie z.B. der gesellschaftlichen Unterteilung der Menschen in Mann und Frau und der sexistischen Unterdrückung der Frau durch den Mann.
Um unsere Kritik stärker an die Öffentlichkeit zu tragen, organisieren und beteiligen wir uns an Infoveranstaltungen, Kundgebungen und Demonstrationen. Wir sind bestrebt unsere Ansprüche und Ideen zu verwirklichen, indem wir versuchen Hierarchien innerhalb unserer Strukturen zu vermeiden, Entscheidungen unter Berücksichtigung aller betroffenen Personen zu treffen, bestehende Machtverhältnisse abzubauen und keiner/m aus finanziellen Gründen den Zugang zu unseren Veranstaltungen zu verschließen.
Als Teil der Kritik am Umgang mit der deutschen Geschichte und der Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus entstand 2002 ein geschichtlicher Rundgang über das ehemalige Gelände der Firma Topf & Söhne, welcher die Beteiligung der Firma an der Vernichtung von Jüdinnen und Juden in Europa von 1939 bis 1945 aufzeigen soll.
Am 16. April 2009 wurde das Besetzte Haus auf Antrag der neuen Eigentümerin Domicil Hausbau GmbH aus Mühlhausen mit einem militärischen Polizeieinsatz brutal geräumt. Alle Gebäude auf dem Gelände – mit Ausnahme des ehemaligen Verwaltungsgebäudes – wurden von der neuen Eigentümerin abgerissen. An ihre Stelle sollen Wohnungen und Verkaufsmärkte gebaut werden. In Absprache mit der Stadt soll das ehemalige Verwaltungsgebäude saniert und dann zwei Etagen an die Stadt vermietet werden. Dort soll ein offizieller Geschichtsort der Stadt entstehen. Die Eröffnung ist 2011 geplant. Die Projektgruppe Besetztes Haus ist seither ohne Räume und hat eine Kampagne gegen Repression und für ein neues Hausprojekt gestartet.